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Die Polizei setzt Tränengas ein.

© Geoffroy VAN DER HASSELT / AFP

Update

Schwere Krawalle in Paris: Hunderte Randalierer festgenommen

In der französischen Hauptstadt kam es am 1. Mai zu schweren Krawallen. Mindestens 40.000 Demonstranten gingen am Mittwoch in Paris auf die Straße.

Bei den Mai-Kundgebungen ist es in Paris am Mittwoch wieder zu Ausschreitungen gekommen. Am Rande einer Gewerkschaftskundgebung im Süden der Hauptstadt warfen militante Demonstranten am Mittwoch Steine und andere Gegenstände auf die Sicherheitskräfte, die Tränengas und Blendgranaten einsetzten, wie französischen Medien berichteten.

Bis zum Abend wurden mindestens 330 Menschen festgenommen, mindestens 220 kamen in Polizeigewahrsam, wie der Nachrichtensender BFMTV unter Berufung auf die Behörden bilanzierte. Es habe mindestens 38 Verletzte gegeben. Über den Straßen hingen Tränengasschwaden, Mülltonnen brannten. In der Hauptstadt gab es rund 18.000 „vorbeugende Kontrollen“, hauptsächlich von Taschen. Bereits vor einem Jahr hatte es in Paris schwere Krawalle gegeben.

In ganz Frankreich gingen mindestens 164.500 Menschen auf die Straße. Davon entfielen 28.000 auf Paris, wie BFMTV unter Berufung auf die Behörden berichtete.

Eine von Medien in Auftrag gegebene Schätzung kam für die Hauptstadt auf rund 40.000 Teilnehmer. Die Gewerkschaften sprechen sogar von 80.000 Teilnehmern. An den Kundgebungen nahmen auch viele Anhänger der „Gelbwesten“-Bewegung teil, die seit November gegen die Reformpolitik von Staatschef Emmanuel Macron protestiert.

Die Auseinandersetzungen begannen, als mehrere hundert Aktivisten des sogenannten Schwarzen Blocks am Boulevard Montparnasse zu einer Kundgebung drängten, die zu einem Demonstrationszug durch die Stadt starten sollte. Mitglieder des antikapitalistischen "Schwarzen Blocks" und radikale Vertreter der Protestbewegung der "Gelbwesten" hatten dazu aufgerufen, Paris am 1. Mai in die "Hauptstadt des Aufstands" zu verwandeln.

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In Paris hatte das Innenministerium zuvor mit bis zu 2000 gewaltbereiten Demonstranten gerechnet. Rund 7400 Sicherheitskräfte waren im Einsatz, die Viertel um den Concorde-Platz und den Prachtboulevard Champs-Elysées waren vollständig abgeriegelt. Videos zeigen, wie Demonstranten versuchen, die Absperrungen zu stürmen. Auch zahlreiche Autos wurden von den Randalieren angezündet. Gegen Abend beruhigte sich die Situation.

Der Chef der Hardliner-Gewerkschaft CGT, Philippe Martinez, griff die Sicherheitsverantwortlichen scharf an. „Die Polizei hat die CGT angegriffen.“ Diese Darstellung wurde von der Polizei zurückgewiesen. Martinez sagte weiter, es gebe ein Problem mit Innenminister Christophe Castaner. Martinez musste laut Medien die Pariser Kundgebung zeitweilig aus Sicherheitsgründen verlassen.

Die Rechtspopulistin Marine Le Pen griff nach den Ausschreitungen die Mitte-Regierung von Premier Édouard Philippe an. Sie trage die Verantwortlichkeit für die Gewalttätigkeiten.

Bei Protesten von Anhängern der „Gelbwesten“ war es in den vergangenen Monaten in Paris immer wieder zu Ausschreitungen gekommen. Deswegen sind einige Bereiche wie die Prachtstraße Champs-Élysées für Demonstrationen gesperrt.

Drei Verdächtige wurden in der Nacht in Polizeigewahrsam genommen, nachdem sie in der Nähe des Nordbahnhofs mit Benzinkanistern gestellt worden waren. Es handele sich um Ausländer, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Es werde wegen des Transports von brennbaren und explosiven Stoffen und Waffenbesitzes ermittelt. Informationen von BFMTV, wonach es sich bei den Verdächtigen um zwei Deutsche und einen Spanier handeln soll, wurden von den Ermittlern nicht bestätigt.

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Außer in Paris waren in zahlreichen weiteren Städten des Landes Kundgebungen von Gewerkschaften, "Gelbwesten" und Politikern angekündigt. Im Gegensatz zur Hauptstadt herrschte dort trotz eines hohen Polizeiaufgebots eher eine Festtags-Atmosphäre. In einigen Städten wie etwa in Caen oder Lyon hatten die Präfekturen allerdings Kundgebungen in den Innenstädten verboten.

Die Gewerkschaften fordern von der Regierung Maßnahmen zur Erhöhung der Kaufkraft. Macrons Reformvorschläge von vergangener Woche wie etwa eine deutliche Senkung der Einkommensteuer und mehr direkte Demokratie, mit denen er auf die seit Monaten anhaltenden Proteste der "Gelbwesten" reagierte, stoßen bei ihnen auf Kritik. Sie betonen, dass sich die Lage der sozial Benachteiligten damit nicht verbessern werde.

Zugleich befürchten die Gewerkschaften, dass ihre Forderungen von den Krawallen des "schwarzen Blocks" oder radikaler "Gelbwesten" überdeckt werden könnten. "Das vernebelt unsere Botschaft", sagte der Chef der Gewerkschaft Force Ouvrière (FO), Yves Veyrier. Philippe Martinez von der kommunistischen CGT sagte, der "Tag der Mobilisierung" sei nach Macrons Ankündigung, dass er "nichts ändern" werde, besonders wichtig. (AFP/dpa)

Der 1. Mai in Paris wurde von schweren Krawallen überschattet.
Der 1. Mai in Paris wurde von schweren Krawallen überschattet.

© Anne-Christine Poujoulat / AFP

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