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In Gefahr? Der Sicherheitsdienst des Präsidenten muss sich Fragen gefallen lassen.

© dpa

Secret Service in der Kritik: Bewaffneter Unbekannter fuhr mit Obama im Fahrstuhl

Wieder eine Panne beim Secret Service: Erst dringt ein Mann mit einem Messer ins Weiße Haus ein - nun wird bekannt, dass US-Präsident Barack Obama in Atlanta mit einem bewaffneten, vorbestraften Mann in einem Aufzug war.

Einem Bericht der „Washington Post“ zufolge wurde während eines Besuchs von US-Präsident Barack Obama bei der Seuchenbehörde CDC in Atlanta ein Mann mit einer Waffe zusammen mit Obama in einen Aufzug gelassen. Er sei Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma und bereits dreimal wegen Angriffen und Körperverletzung verurteilt worden. Der Mann fiel erst auf, als er zahlreiche Fotos von Obama „ziemlich unprofessionell“ mit seinem Smartphone machte.

Als sich der Secret Service umgehend beim direkten Vorgesetzten des Mannes beschwerte, erlebten die Agenten die nächste böse Überraschung. Zwar wurde der Mann von seinem Chef „auf der Stelle gefeuert“, wie das Blatt berichtete. Als er seinem Vorgesetzten die Dienstwaffe ausgehändigt habe, seien die Leibwächter Obamas „überrascht“ gewesen, da sie diese überhaupt nicht bemerkt hätten. Nach den Sicherheitsprotokollen des Secret Service dürfen sich keine Bewaffneten außer den Leibwächtern in unmittelbarer Nähe des US-Präsidenten aufhalten.

Vor Bekanntwerden dieses Vorfalls hatte die Chefin des für den Schutz des US-Präsidenten zuständigen Secret Service, Julia Pierson, die Verantwortung für die jüngsten Sicherheitspannen im Weißen Haus übernommen.
Das Eindringen eines mit einem Messer bewaffneten Mannes in den Präsidentensitz sei "inakzeptabel", sagte Pierson am Dienstag bei einer Anhörung im Repräsentantenhaus in Washington. Der "Washington Post" zufolge war der Vorfall gravierender als bislang bekannt. "Ich übernehme die volle Verantwortung, und es wird nie wieder passieren", versprach Pierson.

Gefahr für Barack Obama: Secret Service steht wieder in der Kritik

Ein wohnsitzloser Irakkriegsveteran war am 19. September über den Sicherheitszaun des Weißen Hauses geklettert und mit einem Klappmesser bewaffnet in das Gebäude gelangt. Der Zeitung zufolge wurde der Mann nicht direkt am Eingang gestoppt, sondern konnte bis in die für offizielle Veranstaltungen genutzten Säle vordringen. Der 42-jährige Omar Gonzalez sei in den East Room gelangt, schrieb die Zeitung. Dieser größte repräsentative Saal im Weißen Haus befindet sich eine Etage unter der Privatresidenz von Präsident Barack Obama und seiner Familie. Gestellt wurde Gonzalez demnach erst außerhalb des Green Rooms, der auf den südlichen Rasen hinausgeht. Nur wenige Minuten vor der Festnahme waren Obama und seine beiden Töchter in einem Hubschrauber vom Südrasen aus ins Wochenende aufgebrochen.

Im unweit des Weißen Hauses geparkten Auto von Gonzalez lagerten nach Angaben der Staatsanwaltschaft 800 Schuss Munition sowie zwei Beile und eine Machete. Der Mann ist inzwischen in drei Punkten angeklagt worden. Der 42-jährige Omar Gonzales müsse sich für das unerlaubte Betreten eines abgegrenzten Grundstücks oder Gebäudes verantworten, teilte das Justizministerium mit. Zudem wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor, eine gefährliche Waffe bei sich getragen zu haben, was in der US-Hauptstadt Washington verboten ist. Der dritte Anklagepunkt lautet unerlaubter Besitz von Munition. Dem Eindringling drohen bei einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Gefängnis. Die nächste Gerichtsanhörung findet am heutigen Mittwoch statt.

Details zu Vorfall im Jahr 2011

Im Zuge des jüngsten Vorfalls kamen auch neue Einzelheiten zu einer Sicherheitspanne aus dem Jahr 2011 ans Licht. Der "Washington Post" zufolge benötigte der Secret Service seinerzeit mehrere Tage, um festzustellen, dass ein Mann sieben Schüsse auf das Weiße Haus abgegeben hatte. Zum Zeitpunkt der Schüsse hielten sich demnach nur Obamas jüngere Tochter Sasha und deren Großmutter dort auf. Die First Lady, Michelle Obama, war damals dem Bericht zufolge außer sich wegen der Nachlässigkeit.

Pierson gab zu, dass der Secret Service seinen "Teil an Herausforderungen" gehabt habe. In den kommenden Monaten wolle sie ihre Bemühungen verstärken, um den Dienst "auf ein Leistungsniveau zu bringen, das der entscheidenden Mission gerecht wird, die wir ausfüllen". Obama hatte Pierson im März 2013 als erste Frau an die Spitze des Secret Service geholt, nachdem der Ruf der Eliteeinheit unter einem Sexskandal gelitten hatte. Agenten der Einheit sollen im April 2012 Prostituierte in ihr Hotel im kolumbianischen Cartagena eingeladen haben, während sie eigentlich die Teilnahme des Präsidenten an einem Gipfeltreffen vorbereiten sollten.

Julia Pierson muss sich rechtfertigen

Dem Secret Service gehören nach eigenen Angaben 3200 Spezialagenten und 1300 uniformierte Beamte an, die jedes Jahr bei tausenden Reisen ranghoher Regierungsvertreter im In- und Ausland für die Sicherheit sorgen. Außerdem ermittelt die Polizeieinheit bei Geldfälschung und Finanzbetrügereien.

Der republikanische Abgeordnete Darrell Issa prangerte bei der Anhörung am Dienstag die "Vorgeschichte von Fehlverhalten und Sicherheitspannen" des Secret Service an. Auf "unerklärliche" Weise habe der Eindringling am 19. September die Sicherheitsvorkehrungen überwinden können: "Warum haben ihn die Hunde nicht gestoppt? Was ist mit der Spezialeinheit?" AFP/dpa

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