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Politik: SED warb DKP-Leute für Anschläge

Offenbar 200 Beteiligte – nur wenige ermittelt

Von Frank Jansen

Berlin - Die Geschichte klingt abenteuerlich, selbst altgediente Sicherheitsexperten wollten sie zunächst nicht glauben. Die DKP hat in der alten Bundesrepublik eine Art Partisanentruppe unterhalten, die in der DDR trainiert wurde. Der paramilitärische Arm der linksextremen Partei sollte Anschläge in Westdeutschland verüben, zum Beispiel auf Kraftwerke. Schon Anfang 1990 enttarnten sich Mitglieder der „Militärorganisation“ (MO) der DKP, doch jetzt hat die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, neue Details verkündet. Aus Akten, die das MfS kurz vor dem Untergang der DDR schreddern ließ und die nun wieder zusammengesetzt sind, ergibt sich das Bild einer potenziell gefährlichen Terrortruppe. In einer „Konzeption“ des eigens gegründeten DKP-Militärrats heißt es beispielsweise, die MO-Leute sollten „Spreng- und Brandmittel nachhaltig einsetzen“.

Die von der SED als „Gruppe Ralf Forster“ geführte MO wurde 1969 gegründet. Das Projekt ging auf eine Absprache zwischen SED-Chef Walter Ulbricht und Max Reimann zurück, der zentralen Gestalt der westdeutschen, moskauhörigen Kommunisten. Von 1974 bis Ende der achtziger Jahre trainierten Spezialisten der Nationalen Volksarmee die MO-Mitglieder nahe dem brandenburgischen Springsee. Pro Jahr fanden sechs Übungen mit je zwei bis sechs Teilnehmern statt. Das MfS schleuste die Freizeitkämpfer in die DDR ein und wieder hinaus – von der Existenz der Truppe durften nur wenige Eingeweihte erfahren. Die Stasi besorgte auch konspirative Wohnungen und richtete ein „Konto Forster“ ein. An die MO flossen sechsstellige Summen.

Unklar bleibt, was die schätzungsweise 200 MO-Leute in der Bundesrepublik getrieben haben. Gerade 32 wurden ermittelt. Die Beweise reichten nur für wenige Geldbußen.

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