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Politik: Seehofer erwartet weitere Fälle von Vogelgrippe

H5N1-Virus bei toten Schwänen auf Rügen bestätigt. Zehn neue Befunde positiv / Hotlines überlastet

Berlin - Landwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) rechnet damit, dass sich die Vogelgrippe in Deutschland weiter ausbreiten wird. In einer Regierungserklärung sagte er am Donnerstag im Bundestag: „Wir müssen davon ausgehen, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt.“ Nachdem von dem britischen Referenzlabor bei den beiden toten Schwänen und dem Habicht auf Rügen das unter Umständen auch für den Menschen gefährliche Virus H5N1 nachgewiesen worden war, sind am Donnerstag weitere zehn Vogelgrippe-Fälle auf der Insel aufgetreten. Die Behörden auf Rügen tun sich derweil schwer, alle gemeldeten toten Schwäne einzusammeln.

Das auf der Ostseeinsel Riems ansässige Friedrich-Löffler-Institut hatte vierzig verendete Schwäne auf das Virus untersucht. Bei jedem vierten Tier waren die Tests positiv. Es handelt sich um sechs Höckerschwäne, drei Singschwäne und eine Gans. Das Institut ermittelte, dass das gefundene H5N1-Virus Ähnlichkeit mit in der Mongolei und am Qinghai-See in China entdeckten Viren aufweist. Die Frage, wie die Höckerschwäne auf Rügen mit dem Virus infiziert worden sein könnten, ist weiterhin ungeklärt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warnte die Bevölkerung am Abend im ZDF vor Panikmache. Bisher gebe es noch keinen Übergriff des Virus auf Hühner und andere Haustiere. Auch Seehofer sagte in seiner Regierungserklärung, es gebe keinen Grund zur Panik. „Wir haben es mit einer Tierseuche zu tun. Der beste Gesundheitsschutz ist, unsere Geflügelbestände zu sichern“, sagte er. Zudem forderte Seehofer Eltern auf, ihren Kindern einzuschärfen, sie sollten keine toten Vögel anfassen.

Das Robert-Koch-Institut (RKI), die Bundesbehörde, die für Infektionskrankheiten bei Menschen zuständig ist, hatte schon am Donnerstag eine Hotline geschaltet. Nach Angaben von Osama Hamudas vom RKI gab es „mehrere hundert Anfragen“. Bis zu 20 Mitarbeiter nahmen die Anrufe entgegen. Viele Bürger seien besorgt, ob sich womöglich ihre Haustiere mit der Vogelgrippe anstecken könnten, sagte er dem Tagesspiegel. Vor allem Katzenbesitzer seien beunruhigt, obwohl es eher unwahrscheinlich sei, dass eine Katze „eine Ente oder einen Schwan verspeist, und Singvögel sind von der Krankheit nicht betroffen“. Auch der Vogelkot, über den eine Infektion theoretisch möglich wäre, mache den Bürgern Sorgen, berichtete er. Doch spiele der Kot von Tauben bei der Verbreitung der Vogelgrippe keine Rolle.

Im Bundestag kam es am Donnerstag zu einer hitzigen Debatte darüber, ob die Behörden in Mecklenburg-Vorpommern zu langsam auf die Krise reagiert hätten. Obwohl die Vogelgrippe seit Monaten Thema sei, seien die toten Schwäne liegen gelassen worden, kritisierte FPD-Chef Guido Westerwelle. Bärbel Höhn (Grüne) hält einen Schnelltest, „der sechs Tage braucht“, für „schief gegangen“. Das Löffler-Institut hatte die toten Schwäne erst am Dienstag bekommen. Der Schweriner Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) wies die Kritik zurück. Er erklärte, dass viele Schwäne im Eis festgefroren und nur schwer zu bergen seien. Auf Rügen bemühen sich die Behörden nun, Arbeitslose beim Einsammeln der toten Tiere einzusetzen. dpa/ddp/AP/deh

Das Verbraucherschutzministerium hat eine Hotline für Fragen zur Vogelgrippe eingerichtet. Sie ist montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr unter folgenden Nummern erreichbar: 01888/529-4601, -4602, -4603, -4604, 4605.

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