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Bald getrennte Wege. Bayerns Noch-Finanzminister Georg Fahrenschon hat seinen Parteichef, Ministerpräsident Horst Seehofer, über seine Pläne längst informiert. Foto: dapd

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Seehofer in Not: Nicht mehr zu Diensten: Fahrenschon geht

CSU-Chef Horst Seehofer verliert in Bayern seinen Finanzminister Georg Fahrenschon. Damit hat die Partei einen Hoffnungsträger weniger.

In den vergangenen Wochen hat ihm Horst Seehofer geschmeichelt; er hat um ihn gekämpft und versucht, ihn in die Pflicht zu nehmen: für Bayern, für die CSU. Man brauche ihn, „jetzt und in Zukunft“. Doch der Regierungschef und CSU-Vorsitzende hat verloren. Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon, der durch Sachkunde und einen ebenso ruhigen wie konsequenten Politikstil hervorstach, will aus seinem Amt ausscheiden und oberster Sparkassen-Chef werden, also Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbundes. Er verlässt die Politik und heuert in der Wirtschaft an.

Am Wochenende hat der 43-jährige Fahrenschon nach längeren Spekulationen erklärt, für das Amt zur Verfügung zu stehen. Die Frist für die Bewerbung endet am 3. November. Er hat beste Chancen, als Nachfolger von Heinrich Haasis, der in den Ruhestand geht, gewählt zu werden. Viele regionale Sparkassen-Verbände unterstützen Fahrenschon.

Das ist ein schwerer Schlag für Horst Seehofer. Denn er und die CSU verlieren mit Fahrenschon ein politisches Talent, das im Kabinett zu einem Schwergewicht geworden ist und aus der Riege der jüngeren Hoffnungsträger stammt. Von diesen gibt es zwar einige weitere. Doch fallen sie eher nicht durch gründliche Sacharbeit auf, sondern vor allem durch ihre Vollmundigkeit und Aufschneiderei. Sozialministerin Christine Haderthauer etwa, die sich mehrfach aggressiv im Ton gegenüber muslimischen Migranten und Asylbewerbern vergriffen hat. Oder Umweltminister Markus Söder, der ob seiner draufgängerischen, aber opportunistischen Art nie mehrheitsfähig wäre etwa für das Amt des Ministerpräsidenten.

Fahrenschon war da immer anders. Auf Parteitagen drängte er sich selten ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Seehofer lobte ihn immer gegen Ende seiner Reden: als einen, der für solide Finanzen sorge, Bayern vor der Verschuldung bewahre und damit erst die Grundlage dafür schaffe, dass die anderen Ressorts überhaupt Geld ausgeben könnten. Fahrenschon nickte dazu meist dankbar und ziemlich ergeben. Der Volkswirt ist ein Verwalter mit wenig Glanz, der viel rechnet, die Bilanzen prüft und den Fachkollegen aus den Ressorts strenge finanzielle Vorgaben macht.

Beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg in München sagte die Fastenrednerin Luise Kinseher in diesem Jahr, dass nur etwas „Gscheites“ herauskommen würde, wenn man Markus Söder mit Georg Fahrenschon kreuzte – den Übersteuerten mit dem Gehemmten.

Als Anfang März dieses Jahres Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg wegen der Plagiatsaffäre zurücktrat, sollte Fahrenschon im Auftrag Seehofers in Berlin ein CSU-Ministeramt antreten. Doch Fahrenschon sperrte sich. Seine Frau hatte persönlich bei Seehofer interveniert, der Vater zweier kleiner Kinder sollte schon aus familiären Gründen in München bleiben. Auch schien der Job in Berlin wenig reizvoll angesichts der Aussicht, im Herbst 2013 im Bund in der Opposition zu landen. Dann doch lieber einen beständigen Posten in München.

Genau diese Karrieresicherheit dürfte für Fahrenschon auch das zentrale Motiv für den Wechsel an die Sparkassen-Spitze sein. Denn für Herbst 2013, wenn auch im Freistaat gewählt wird, ist keineswegs schon ausgemacht, dass die CSU weiter in der Regierung bleibt. Christian Ude, Münchens Oberbürgermeister und SPD- Ministerpräsidentenkandidat, bemüht sich vehement, ein Bündnis zur Ablösung der Christsozialen zu schmieden. Zudem bringt der neue Job Fahrenschon ein deutlich höheres Gehalt. Und Chef wäre er außerdem; er müsste sich nicht mehr den Launen und Winkelzügen von Horst Seehofer unterwerfen. Auch dürfte ein Sparkassenpräsident Fahrenschon mehr am Familienleben teilhaben können als der Politiker Fahrenschon.

Die Nachfolge will Seehofer bis Dienstag geregelt haben. Gerade in Zeiten der Finanzturbulenzen braucht der Regierungschef schnell einen neuen kompetenten Minister. Es gibt viele Spekulationen, etwa dass Innenminister Joachim Herrmann ins Finanzressort wechselt. Oder Seehofer holt die angesehene Angelika Niebler, die derzeit für die CSU im EU-Parlament sitzt und der Frauenunion vorsteht.

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