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Politik: Seehofers Puzzle

Beim Personal fürs Kabinett hat der designierte Ministerpräsident wenig Auswahl

Von Robert Birnbaum

Wie es zugegangen ist am Sonntag beim Antrittsbesuch des frisch gekürten CSU-Vorsitzenden bei der Frau Bundeskanzlerin, kann man sich unschwer ausmalen: Wie bei Katz und Hund, die sich gut kennen – und eben deshalb auf respektvollen Abstand halten.

Vor drei Jahren wollte Angela Merkel unbedingt verhindern, dass Horst Seehofer in ihrem Kabinett sitzt. Am Montag scheidet er aus – nur um von da an als Ministerpräsident gleich mit der zwiefachen Lizenz zur Widerborstigkeit zurückzukehren. Dass er die nutzen wird, hat Seehofer schon beim CSU-Parteitag angekündigt: „Mein Arbeitsplatz ist künftig München, aber meine Kampfkraft wird sich auch auf Berlin erstrecken.“ Vorher allerdings muss er noch ein kompliziertes Puzzle legen.

Es geht dabei darum, Namen sinnvoll zu kombinieren. Seehofer muss nicht nur seine Nachfolge als Minister für Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Berlin regeln und sich einen Generalsekretär auswählen – eher eine Generalsekretärin; der Bundestagsabgeordneten Ilse Aigner werden nach wie vor gute Chancen gegeben. Er muss auch das Kabinett in München neu zuschneiden. Mitte der Woche, schätzen CSU-Insider, dürfte das Personaltableau fertig sein. Es spricht viel dafür, dass Seehofer es dann auch insgesamt verkündet, nachdem ihn die Landtagsfraktion gewählt hat.

Leicht ist die Kombinationsübung nicht. Als frischer Hoffnungsträger hat Seehofer alle Freiheiten des Neuanfangs. Doch er muss zugleich auf die Stimmungen in der CSU achten, die tief verunsichert und in sich gespalten ist wie selten vorher. Dazu kommt: In der ministrablen Generation 50 plus ist die Personaldecke nun mal arg dünn, „dank Edmund Stoiber“, wie ein Führungsmitglied gallig anmerkt. Daher kommt es, dass in München für Kabinettsrochaden neben den üblichen Verdächtigen – Europaminister Markus Söder, Innenminister Joachim Herrmann, Fraktionschef Georg Schmid – auch Namen wie der von Franz Josef Strauß’ Tochter Monika Hohlmeier gehandelt werden.

So kommt es aber auch, dass die nächste Generation früher als üblich auf Spitzenposten hoffen kann. Gut möglich, dass unversehens einer wie der junge Außenpolitiker Karl-Theodor von und zu Guttenberg zum Bundesminister avanciert – was, weil Guttenberg seit kurzem Bezirkschef in Oberfranken ist, zugleich ein Signal an die Franken wäre, die noch immer schwer über die Absetzung „ihres“ Ministerpräsidenten Günther Beckstein grollen.

Spannender ist, was im zweiten CSU-Bundesressort passieren wird. Michael Glos gilt als Wirtschaftsminister als unglückliche Besetzung. Merkel würde ihm gleichwohl gern alte Treue halten, auch Seehofer verdankt Glos einiges. Überdies hat Landesgruppenchef Peter Ramsauer schon öffentlich einem Ruf ins Bundeskabinett abgesagt – jedenfalls für das knappe Rest-Jahr der Wahlperiode.

Einer freilich könnte auf den Posten passen, einer, der gerade einen anderen räumen musste, der ihm nicht gut zu Gesicht stand. Nur, sagen CSU-Leute: Für Erwin Hubers Rehabilitierung sei es „in dieser Runde“ vielleicht doch noch ein bisschen früh.

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