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Politik: Seit dieser Woche sind die ersten deutschen Polizisten in Prizren im Einsatz

Eigentlich hatte die Berliner Polizeibeamtin der 23. Einsatzhundertschaft in der West-Sahara für Recht und Ordnung sorgen wollen - dass nun daraus das Kosovo wurde, war zwar nicht beabsichtigt, ist der 27-jährigen aber auch recht.

Eigentlich hatte die Berliner Polizeibeamtin der 23. Einsatzhundertschaft in der West-Sahara für Recht und Ordnung sorgen wollen - dass nun daraus das Kosovo wurde, war zwar nicht beabsichtigt, ist der 27-jährigen aber auch recht. Schließlich wollte sie vor allem in einem Krisengebiet mit komplizierten Aufgaben Dienst tun. Und Arbeit dieser Art gibt es im Kosovo genug.

Die insgesamt sieben Berliner Polizisten gehören allerdings nicht zu den ersten deutschen Kontingenten, die auf den Balkan fliegen. 50 deutsche Polizisten sind bislang in Pristina eingetroffen, wurden dort eine Woche lang auf den neuen Dienst vorbereitet und sind seit diesem Montag im Einsatz. In vier Tagen werden die nächsten 50 Beamten Deutschland in Richtung Kosovo verlassen, die noch bis morgen beim Bundesgrenzschutz in Heimerzheim geschult werden - auf dem Programm stehen auch kulturelle, historische und ethnische Fragen. Bis auf 210 Polizisten soll das deutsche Kontingent noch anwachsen; insgesamt 3100 Polizisten aus mindestens 20 Ländern umfasst die internationale Sicherheitsgruppe. Geleitet wird der Einsatz von den UN. Seit Dienstag sind zudem der Inspekteur des Bundesgrenzschutzes (BGS), Walter Sperner, und der nordrhein-westfälische Polizeiinspekteur Ulrich Dugas in Pristina, um die ersten Erfahrungen auszuwerten.

"Bisher ist alles ganz ordentlich angelaufen", sagt der BGS-Direktor Jürgen Rode, der den Einsatz betreut. Der Großteil der deutschen Polizisten soll in Pristina eingesetzt werden, das als Kriminalitätsbrennpunkt gilt; ein deutscher Polizeioberrat dient dort als "Regional Commander". Eine kleine Abordnung von fünf Beamten geht derzeit in Prizren Streife. Rode sagt, man habe keine Schwierigkeiten gehabt, das Kontingent zu füllen. "Alles sind Freiwillige. Wir wollten besonders Leute, die schon mal im Ausland tätig waren." Mit einem Länderschlüssel wurde festgelegt, aus welchem Bundesland wie viele Polizisten kommen, die Bewerber mussten einem allgemeinen Anforderungsprofil entsprechen, das "mehrjährige Diensterfahrung", "Stress-Stabilität", Team- und Kommunikationsfähigkeit", "gesundheitliche Eignung" sowie "Kenntnisse der englischen Sprache" umfasst. Nach Angaben von Rüdiger Holecek von der Gewerkschaft der Polizei sei zudem darauf geachtet worden, dass "das kein Abenteureinsatz von unternehmungslustigen jungen Leuten wird". Deshalb seien Polizisten besonders willkommen gewesen, die bereits Erfahrungen aus Bosnien hatten. Bisher ist der Einsatz für ein halbes Jahr geplant, sagt Jürgen Rode. "Wenn nötig, kann aber verlängert werden."

Holger Stark

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