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Politik: „Selbst Saddam wird besser behandelt“

Helma al Saadi kämpft für die Freilassung ihres in Bagdad inhaftierten Mannes

Amer al Saadi war Abrüstungsbeauftragter von Saddam Hussein und Verhandlungspartner des UNWaffenkontrolleurs Hans Blix. Er gehörte nach dem Krieg zu den meistgesuchten Irakern und stellte sich im April 2003 den US-Truppen. Seit 1963 ist er mit der Deutschen Helma al Saadi verheiratet. Sie kämpft um seine Freilassung.

Frau al Saadi, mit welcher Begründung wird Ihr Mann von den US-Behörden in Bagdad gefangen gehalten?

Ohne jede Begründung, und das Absurde ist: Wen immer wir fragen, sagt, dass seine Freilassung längst beschlossen sei, es läge nichts gegen ihn vor. Selbst US-Generalmajor Geoffrey Miller, der Chef der Gefängnisse, hat in einem Brief ans irakische Justizministerium erklärt, von Seiten der USA läge nichts gegen Amer al Saadi vor.

Warum dann die Inhaftierung?

Ich weiß es nicht, aber kann es mir nur so erklären, dass die Regierung in Washington es ihm nicht verzeiht, dass er ihnen monatelang schlicht die Wahrheit gesagt hat, die sie nicht hören wollten.

Mit welcher Begründung haben sie ihn denn verhaftet?

Mit gar keiner. Und wenn sie eine hätten, dann sollten sie ihn doch endlich anklagen und ein Verfahren eröffnen, aber das tun sie auch nicht. Dieses Gefängnis im Flughafen trägt den Spitznamen „Hotel California“ wirklich zu Recht, es ist wie in dem Lied: „You can check out any time, but you can never leave“.

Wurde denn gegen ihn ermittelt?

Er ist immer wieder verhört worden, jede Gruppe von Waffensuchern hat ihn aufs Neue interviewt. Aber das Kuriose war: Die CIA-Leute waren extrem höflich und haben sich immerzu entschuldigt, dass er weiter gefangen gehalten werde, das ginge nicht von ihnen aus. Auch Charles Duelfer, der letzte Chef des Inspekteursteams, hat sich für seine Freilassung ausgesprochen.

Wie sind seine Haftbedingungen?

Er sitzt in einer 7,5 Quadratmeter großen Zelle, bekommt keine Zeitungen, keinen Zugang zu Medien, kein Papier, keinen Stift und darf lediglich über das Rote Kreuz gelegentlich Briefe an mich schreiben, die zensiert werden.

Wann kam der letzte?

Der kam vor einer Woche, davor war zwei Monate lang Funkstille.

Was schreibt er?

Dass ihn diese Isolation fertig mache. Das Einzige, was er über die Situation im Land erfährt, sind die Explosionen, die er selbst noch in der Zelle hören kann. Saddams Haftbedingungen scheinen besser zu sein, der hat wenigstens Stift und Papier bekommen.

Wie wird er behandelt?

Unterschiedlich. Ein Militärpolizist hat ihm gesagt, er solle doch froh sein, dass er überhaupt noch am Leben ist. Während die CIA-Leute ihn ausgesprochen respektvoll behandeln. Die haben auch durchgesetzt, dass ich ihn an meinem Geburtstag im Februar besuchen durfte.

Und nun?

Wir wissen nicht mehr weiter. Selbst Premier Ijad Allawi hat uns versichert, dass Amer unverzüglich freigelassen werde – das war vor über drei Monaten.

Das Gespräch führte Susanne Fischer.

Die Deutsche Helma al Saadi ist Gattin

eines im Irak

inhaftierten Gefolgsmannes von Saddam – ihr Mann, Amer

al Saadi, war der

Abrüstungsbeauftragte des Diktators.

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