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Kostunica

© dpa

Serbien: Kostunica vor dem Aus - kommen nun Radikale?

Der Streit um das Kosovo bringt die Regierung in Belgrad zu Fall. Ministerpräsident Kostunica, der einen Anti-EU-Kurs fährt, könnte nun mit den Ultranationlisten zusammen gehen, die Europa ebenfalls feindlich gegenüberstehen. Auch Neuwahlen stehen zur Debatte.

Der serbische Regierungschef Vojislav Kostunica sieht sein Kabinett vor dem endgültigen Aus. "Ich habe kein Vertrauen mehr in die bisherigen Koalitionspartner DS und G17", sagte der Nationalkonservative der Nachrichtenagentur Tanjug. Die Regierung stecke in einer großen Krise. "In den kommenden Tagen müssen alle Parlamentsparteien verabreden, wie man aus der Krise heraus kommt", sagte er.

Die DS-Partei vom Staatspräsidenten Boris Tadic und die G17 von Wirtschaftsminister Mladjan Dinkic hatten den Anti-Europakurs von Kostunica am Vortag bei einer Kabinettssitzung gestoppt. Kostunica wollte das Ende der Zusammenarbeit mit der Europäischen Union (EU) durchsetzen, weil sie die Unabhängigkeit des Kosovos unterstützt. Das pro-europäische Lager von DS und G17, die in der Koalitionsregierung eine Mehrheit haben, hatte das vereitelt. Daraufhin sprachen mehrere Minister vom Ende der Regierung.

"Das ist nur Zeitverschwendung"

Die Koalitionspartner von Kostunica brachten am Freitag Neuwahlen ins Spiel. Es gebe "unüberbrückbare Gegensätze über die Frage, welchen Weg Serbien gehen soll", beschrieb eine G17-Sprecherin die Situation. Nur außerordentliche Wahlen könnten die schwere Krise lösen. Wenn Kostunica eine Anti-EU-Politik wolle, "muss die politische Krise mit Neuwahlen gelöst werden", sagte auch eine DS-Sprecherin.

Der Kostunica-Vertraute und Infrastrukturminister Velimir Ilic erteilte Neuwahlen dagegen eine Absage. "Das ist nur Zeitverschwendung", weil Wahlen eine ähnliche Machtverteilung der einzelnen Parteien wie heute ergäben, begründete er seine Position. Die Formulierung von Kostunica, "alle Parlamentsparteien" müssten an einer Krisenlösung mitwirken, wurde in Belgrad als Hinweis auf eine mögliche neue Koalition des Kostunica-Lagers mit den bisher in der Opposition sitzenden ultranationalistischen Radikalen verstanden. Schon am Vortag hatte ein Kostunica-Vertrauter eine solche Möglichkeit angedeutet. (jvo/dpa)

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