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Tomislav Nikolic

© dpa

Serbien: Radikaler Parteichef Nikolic tritt zurück

Tomislav Nikolic, Parteichef der ultranationalistischen Radikalen in Serbien gibt auf. Der Grund: Seiner eigenen Partei trat er zu gemäßigt auf. Experten befürchten nun eine stärkere Spaltung zwischen Nationalisten und pro-europäischen Kräften im Land.

In Serbien ist der gemäßigte Parteichef der ultranationalistischen Radikalen (SRS), Tomislav Nikolic, nach einem monatelangen Machtkampf zurückgetreten. Dies teilte die Partei am Samstag in Belgrad mit. Damit ging ein anhaltender Kampf über die Ausrichtung der Partei zugunsten der Dogmatiker aus. Nikolic war der Stellvertreter von Parteichef Vojislav Seselj, der sich seit fünf Jahren vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag verantworten muss. Der selbsterklärte Hardliner Seselj hatte zuvor die politische Linie seines Stellvertreters, der auch SRS-Fraktionsvorsitzender im Parlament war, verworfen. Mit dem Rücktritt Nikolics wird nach Auffassung von politischen Beobachtern die Spaltung zwischen Nationalisten und pro-europäischen Kräften in der serbischen Politik weiter vertieft.

Die oppositionellen Radikalen werden entgegen den Ankündigungen von Nikolic in der kommenden Woche im Parlament gegen das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen (SAA) mit der EU stimmen, berichtete die Parteispitze weiter. Nikolic hatte zuvor seine bisher anti-europäisch eingestellte Partei auf eine drastische Wende in Richtung Brüssel eingeschworen. Seselj hatte dagegen die Partei aus Den Haag angewiesen, jede Annäherung Serbiens an Brüssel zu blockieren. Dort seien "alle großen Feinde Serbiens konzentriert", hatte er seine Position begründet.

Nikolic hatte die Radikalen - einst enge Bündnisgenossen des früheren Autokraten Slobodan Milosevic - nach dessen Entmachtung im Jahr 2000 und dem Totalabsturz der SRS wieder zur stärksten politischen Kraft in Serbien gemacht. Bei der letzten Parlamentswahl im Mai hatte Nikolic knapp 30 Prozent der Stimmen erzielt. Obwohl die Radikalen regelmäßig bei Wahlen die meiste Zustimmung gewinnen konnten, waren sie wegen ihrer nationalistisch-großserbischen Ideologie als "Anti-Systempartei" für keine andere Partei koalitionsfähig. Nikolic hatte die SRS daher liberalisieren wollen. (mpr/dpa)

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