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FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle auf dem Weg zum Pressefrühstück, an dem auch "Stern"-Reporterin Laura Himmelreich teilnahm.

© dpa

Update

Sexismus-Debatte: Herzhaftes Frühstück mit Rainer Brüderle

Brüderle wirkt konzentriert, nüchtern - ohne Zoten oder Witze. Er würdigt Laura Himmelreich keines Blickes. Denn er will vor allem eines: Normalität. Nur gehören Fragen zur Sexismus-Debatte auch zu dieser Normalität. Das aber wollen auch einige Journalisten nicht wahrhaben.

So nah sind sie sich zuletzt nicht mehr gekommen. Ein, zwei Meter liegen zwischen Rainer Brüderle und Laura Himmelreich. Jener „Stern“-Redakteurin, die mit ihrem Artikel über den FDP-Spitzenkandidaten eine seit Tagen anhaltende Debatte über Sexismus ausgelöst und Brüderle in Erklärungsnöte gebracht hat.

Jetzt sitzt sie, begleitet vom Chef des „Stern“-Hauptstadtbüros, Axel Vornbäumen, in einer Ecke von Raum E 6556 im Jakob-Kaiser-Haus. In diesem vielleicht schönsten Sitzungssaal im Regierungsviertel mit Blick über den Tiergarten und den Reichstag lädt Brüderle in jeder Sitzungswoche zum Pressefrühstück. Nur ist diesmal vieles anders. Wann wurde von diesem Frühstück schonmal live gebloggt? Dass die Journalisten sich beinahe stapeln mussten, kam wohl auch noch nicht vor.

Brüderle lässt sich Zeit. Mit einigen Minuten Verspätung kommt er an, marschiert zielstrebig durch den überfüllten Saal zu seinem Platz, würdigt Himmelreich keines Blickes und setzt sich. Geschickt fischt er sich noch eine Fussel aus dem Mund, dann legt er los. Zu dem Thema, was so viele Menschen bewegt, habe er bisher nichts gesagt „und das werde ich auch weiterhin nicht tun“. Ende. Brüderle will vor allem eines: politische Normalität. Deshalb spricht er über Mali, Ägypten, den Rentenstreit in der Union – nüchtern, ohne Zoten. 15 Minuten dauert sein Vortrag. Auch die ersten Fragen verhelfen ihm zur Routine.

Doch nicht alle lassen ihn so leicht davon kommen. Wie er denn die Debatte um Sexismus bewerte und ob er glaubt, der FDP als Spitzenkandidat noch helfen zu können? Debatten seien legitim. Über seine Zukunft müsse die FDP befinden. Und: „Sexismus ist eine Debatte, die läuft und die sicherlich gesellschaftliche Relevanz hat“, sagt er. Ansonsten: „No Comment“.

Anschließend kann sich Brüderle zurücklehnen. Die Journalisten beharken sich. Voller Verachtung bemerkt einer, dass er mit seiner Frage zur Sachpolitik zurückkehren wolle. Gerade so, als käme der Kollege davor mit seiner Frage zum Sexismus aus den journalistischen Niederungen und als habe dieser kein Recht, eines der meistdiskutierten Themen anzusprechen. Mehr noch: als müsse man Brüderle davor schützen. Unmut kommt auf. Brüderles Sprecherin mahnt zur Sachlichkeit. Die kehrt auch wieder ein. Die Fragen aber bleiben. Ob sich Brüderle denn nicht doch heute, wo Himmelreich auch anwesend sei, bei ihr entschuldigen wolle? Er habe alles gesagt und wiederholt, dass er nichts sage. „Bitte haben Sie dafür Verständnis.“

Nach gut einer Stunde ist Schluss. Himmelreich geht, kommentarlos. Brüderle aber wartet - bis Himmelreich weit genug weg ist.

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