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Silikonbrüste mit Seele: So präsentiert sich Katja Krasavice auf ihrer Webseite.

© https://katja-krasavice.de/

Sexobjekt und zufrieden damit: Eine Gesellschaft muss auch Silikonbrüste aushalten können

Manche machen einfach ihr Ding, und andere erheben sich darüber. Über Zwangsbeglückung durch Feminismus und Anti-Rassismus und wem sie nützt. Eine Kolumne.

Eine Kolumne von Fatina Keilani

Was haben Katja Krasavice und Andrew Onuegbu gemein? Sie sind Opfer von Zwangsbeglückern geworden. Zwangsbeglücker sind Menschen, die anderen auf den richtigen Weg helfen wollen. Klingt gut, hat aber einen Haken: Was der richtige Weg ist, entscheiden sie.

Onuegbu ist aus Nigeria und Wirt. In Kiel betreibt er das Restaurant „Zum Mohrenkopf“. Er hat sich den Namen selbst ausgesucht und kein Problem damit. Andere haben jedoch eins. Der Name seines Lokals sei rassistisch und müsse weg, bekommt er immer wieder zu hören. Seine Antwort: „Nö, der Name gefällt mir.“

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Kürzlich trat der Nigerianer im Fernsehen auf, bei „hart aber fair“. Der Mohrenkopf stehe für Qualität, sagte er, das sei schon im Mittelalter so gewesen, deswegen habe er den Namen gewählt. Im Übrigen brauche er keine Weißen, die ihm erklären, wann er sich gekränkt fühlen soll.

Onuegbu möchte nicht zwangsbeglückt werden: „Ich finde es schlimm, wenn Menschen mir sagen, wann meine Gefühle verletzt sind. Ich bin alt genug und habe genug Verstand, um selbst zu wissen, wann mich jemand verletzt.“

[Mehr zum Thema: Streit um Straßennamen - warum heißt die Mohrenstraße Mohrenstraße?]

Katja Krasavice ist eine Internetberühmtheit kurz vor der Grenze zum Pornostar, mehrfach operiert, schmales Näschen, dicke Lippen, falsche Brüste, von allem zu viel, zu blond, zu geschminkt, eine lebende Kunstfigur, eigentlich heißt sie Katrin Vogel und kommt aus Sachsen. Sie ist erfolgreich, hat mit ihren 24 Jahren schon ihre Autobiografie veröffentlicht, „Die Bitch Bibel“ erreichte Platz 2 der „Spiegel“-Sachbuchbestsellerliste.

Eine Gesellschaft muss auch Silikonbrüste aushalten können

Musik macht sie auch: Ihr Debütalbum „Boss Bitch“ stieg in diesem Jahr auf Platz 1 der Albumcharts. Das Lied „Doggy“, in dem sie trällert, wie gerne sie von hinten genommen wird, wurde auf Youtube 31 Millionen Mal angesehen. An Krasavice stören sich – was sonst – Feministinnen. Schließlich stellt sie sich als Sexobjekt dar. Krasavice selbst findet das prima.

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Die „Zeit“ widmete ihr im September ein ganzseitiges Interview, in dem sie ähnlich entwaffnend wie der Kieler Wirt einfach nicht sieht, was das Problem ist. Na klar sei sie ein Sexobjekt, bestätigt sie, sie sei aber völlig selbstbestimmt.

„Wenn ich zum Beispiel rausgehe, wird mich kein einziger Typ klarmachen, denn ich suche mir den Typen aus“, sagt sie in dem Interview. In ihrem Buch findet sich der Satz: „Eine emanzipierte Gesellschaft muss es ertragen können, wenn eine Frau über Sex redet, Künstlichkeit feiert und sich der Klischees bedient, die andere als Zeichen männlicher Unterdrückung verstehen.“

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Wer hat jetzt das Problem? Schadet sie damit dem Feminismus? Oder hat sie nicht eher dessen Ziele perfekt umgesetzt, nämlich die Emanzipation der Frau, bloß anders, als die Vertreterinnen des Feminismus sich das vorgestellt haben?

Die eigene Position infrage zu stellen, kommt den Zwangsbeglückern nicht in den Sinn. Aber was bringt es ihnen eigentlich, Leute disziplinieren zu wollen, die sie für „unterdrückt“ halten, die sich blöderweise aber gar nicht so fühlen?

Man kann annehmen, dass es ihnen um die Sache gar nicht geht – sondern um das eigene Gefühl der moralischen Überlegenheit. Sie brauchen die „Unterdrückten“ mehr als diese sie – denn ohne sie hätten die Zwangsbeglücker keine Mission mehr und müssten verstummen. Oder in den Worten von Krasavice: „Meine Seele fühlt sich gut, wenn sie Silikonbrüste hat.“

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