zum Hauptinhalt

Sicherheit: Deutsche Islamistengruppe soll Dschihad gefördert haben

Neun deutsche Islamisten sind ins Visier der Ermittler geraten. In einer groß angelegten Aktion durchsuchten am Mittwoch drei Staatsanwälte und 130 Polizeibeamte bundesweit insgesamt 16 Wohnungen, Vereins- und Verlagsräume.

Von Michael Schmidt

Berlin - Betroffen waren Objekte in Neu-Ulm, Ulm, Sindelfingen, Bonn, Leipzig und Berlin. Allein in der Hauptstadt wurden sechs Wohnungen nach Beweismaterial durchkämmt, darunter die Räume des Verlags As-Sunna und, nach ddp-Informationen, auch die Wohnung des Deutsch-Ägypters Reda Seyam, der als hochrangiges Al-Qaida-Mitglied gehandelt wird. Seyam stand lange unter dem Verdacht, am Terroranschlag auf Bali mit 202 Toten im Oktober 2002 beteiligt gewesen zu sein. Zu einem Prozess ist es aber nie gekommen. Im vergangenen Jahr sorgte er für Aufsehen, weil er vor Gericht für seinen Sohn den Namen „Dschihad“, also heiliger Krieg, durchsetzen wollte. Die Münchner Staatsanwaltschaft äußerte sich nicht zur Identität der Beschuldigten.

Festnahmen habe es zunächst keine gegeben, sagte Christian Schmidt-Sommerfeld von der Münchner Staatsanwaltschaft dem Tagesspiegel. Den Beschuldigten wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung und Volksverhetzung vorgeworfen. Es handele sich um deutsche Staatsangehörige im Alter zwischen 25 und 47 Jahren, von denen die meisten aus Einwandererfamilien stammen. Sie sollen versucht haben, Muslime und Deutsche, die zum Islam konvertiert sind, zu islamisieren und zu radikalisieren. Die Beschuldigten stünden im Verdacht, im Internet, durch radikale Literatur, Audio-, Videomedien und Islamseminare dschihadistische Aktivitäten im In- und Ausland zu fördern. Sie sollen eine freiheitlich orientierte Lebensweise und die freiheitlich demokratische Grundordnung ablehnen. Wesentlich für ihre Ideologie seien Intoleranz und Gewalt gegen „Ungläubige“ sowie der Tod im Heiligen Krieg.

Den Angaben Schmidt-Sommerfelds zufolge soll sich die Gruppe seit 2005 ausgehend von Neu-Ulm und dem Multi-Kultur-Haus (MKH) zusammengefunden haben. Das MKH galt bis zu seiner Schließung 2005 als einer der Treffpunkte der islamistischen Szene, die der Verfassungsschutz jahrelang observierte. Ob die Großrazzia am Mittwoch ein Ergebnis der Auswertung des damals beschlagnahmten Materials im MKH war, wollte Schmidt-Sommerfeld weder bestätigen noch dementieren. Michael Schmidt

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false