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Zahlreiche Sicherheitskräfte schützen in diesem Jahr die Tour de France vor möglichen Anschlägen.

© AFP

Sicherheitslage bei der Tour de France: 3529 Kilometer Gefährdung

Die Tour de France wird bereits von einer Anti-Terroreinheit geschützt. Der Anschlag von Nizza hat nun ihre Anfälligkeit für Terror erneut ins Bewusstsein gerückt.

Zwei Motorräder der Gendarmerie fuhren Streife im Startbereich der Tour de France in Bourg-Saint-Andeol an der Rhone. An jedem zweiten Teambus war ein Polizist stationiert. Zwar sagten die Sicherheitskräfte übereinstimmend, dass es am Morgen nach dem Attentat von Nizza keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen gäbe. Aber man hatte dennoch den Eindruck, dass aufmerksamer kontrolliert wurde als zuvor.
Schon in den Tagen zuvor waren die Taschen der Journalisten kontrolliert worden, die im Start- und Zielbereich zu den Fahrern und den Teams gelangen wollten. In jedem Zielort gibt es seit Beginn dieser Tour einen Kommandostab, der verschiedene Polizeieinheiten koordiniert. Sogar die Anti-Terrorsondereinheit GIGN hatte seit Tourstart zwölf Mitarbeiter für das Rennen abgestellt. Ob diese Zahl nach den Ereignissen von Nizza noch erhöht wurde, war am Freitag nicht zu erfahren. Diese französische Version der GSG9 ist bei Flugzeugentführungen, Geiselnahmen und terroristischen Anschlägen im Einsatz. Sie war es, die im letzten Jahr die Attentäter auf „Charlie Hebdo“ stellte und nach einem Feuergefecht tötete.
Frankreichs Innenminister hatte vor dem Beginn der Fußball-Europameisterschaft auf die verstärkte Terrorbedrohung während der beiden großen Sportveranstaltungen im Lande aufmerksam gemacht. Dass die EM ohne Anschläge ablief, wurde in den französischen Medien als ein Erfolg gewertet, der die Trauer über die Finalniederlage gegen Portugal beinahe aufwog. Eine Veranstaltung wie die Tour de France zu schützen, die über 3529 Kilometer führt, ist aber wesentlich komplizierter als der Schutz von Stadien und Fanzonen. Nizza hat diese Anfälligkeit wieder ins Bewusstsein gerückt.

Zahlreiche Radprofis haben ihren Wohnsitz an der Cote d'Azur

Aber nicht nur deshalb schweiften die Gedanken von Bourg-Saint-Andeol am Freitag oft nach Nizza. Zahlreiche Radprofis haben an der Cote d'Azur ihren Wohnsitz. Das wichtige Etappenrennen Paris-Nizza endet dort. „Wir haben lange überlegt, ob wir diese Touretappe austragen sollen, haben uns dann aber in Abstimmung mit den staatlichen Institutionen dafür entschieden. Wir wollen nicht denen nachgeben, die unseren Lebensstil verändern wollen“, ließ Christian Prudhomme, Präsident des Tourveranstalters ASO in einem Kommuniqué verbreiten. Die Entscheidung, das Rennen nicht auszusetzen, fand unter den Fahrern Zustimmung. „Es ist natürlich eine schwierige Entscheidung. Man ist in Gedanken bei all den Menschen, die dort umgekommen sind und die Angehörige und Freunde verloren haben“, sagte der Berliner Simon Geschke dem Tagesspiegel. „Aber der Veranstalter hat entschieden, dass das Rennen weitergeht und damit auch unser Alltag“, ergänzte er. Drastischer drückte es Brian Holm, Sportlicher Leiter des Rennstalls Etixx-Quickstep aus: „Man darf diesen Mistkerlen nicht doppelte Genugtuung geben, erst wegen der vielen Toten und dann noch, weil sie den Alltag zum Erliegen gebracht haben.“ Holm hatte zum Gedenken an die vielen Toten am Startort eine Kerze in der Kirche angezündet. Eine individuelle Geste. Die Tour selbst legte eine Schweigeminute vor dem Start des ersten Fahrers ein. Und auch sonst war es im Startbereich an diesem Freitag sehr still.

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