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Politik: Sie loben Reagan und übergehen Bush

Die republikanischen Präsidentschaftsbewerber meiden bei ihrer ersten TV-Debatte den Amtsinhaber

Ein Republikaner sitzt im Weißen Haus, zu normalen Zeiten wäre das ein Vorteil für die Partei – und für die Parteifreunde, die seine Nachfolge antreten wollen. Doch in der ersten Fernsehdebatte der zehn republikanischen Bewerber für die Wahl 2008 fiel der Name George W. Bush nur siebenmal. Vor einer Woche, bei der TV-Diskussion der Demokraten war 26-mal von Bush die Rede; sie wetteiferten, wer ihn am schärfsten kritisiert.

Zu loben hatten auch die Republikaner wenig am amtierenden Präsidenten. Nur Rudy Giuliani, der die Umfragen anführt, pries ihn einmal: Bush habe richtig auf den Terrorangriff am 11. September 2001 reagiert. Das war Mittel zum Zweck, Giuliani wollte die Zuhörer an seine eigene Rolle erinnern, ohne explizit Selbstlob zu üben. Er war damals Bürgermeister von New York und gilt als der Mann, der die Moral hochhielt.

John McCain war mal der Favorit, bis zu Bushs Truppenverstärkung im Irak. Die unterstützt McCain, das hat ihn viele Sympathien gekostet, er rangiert nun an zweiter Stelle. Der Senator aus Arizona, ein dekorierter Vietnamveteran, tritt als der Mann an, der Amerika vor der Niederlage retten kann. „All die Fehler (der Besatzungszeit) wären mir nicht passiert“, distanziert er sich. Er hätte auch öfter sein Veto eingelegt gegen neue Staatsausgaben. Mike Huckabee, Ex-Gouverneur von Arkansas und ein Nobody der Parteirechten für die breite Öffentlichkeit, brüstet sich, er hätte Verteidigungsminister Rumsfeld früher gefeuert.

Der Held des Abends ist Bushs Vorvorvorgänger im Weißen Haus: Ronald Reagan. Er wird 20-mal gepriesen. Unter ihm waren die Republikaner groß. Auch Reagan schlug zwar weltweit Kritik entgegen wegen der Nachrüstung mit Atomraketen und Interventionen in fremden Ländern. Aber hat er nicht recht behalten? Er zwang die Sowjetunion in die Knie. Die zehn debattieren an dem Ort, der seinen Namen trägt: in der Reagan-Bibliothek in Kalifornien. Witwe Nancy hat eingeladen. Gouverneur Arnold Schwarzenegger ist da, er macht vor, wie ein gemäßigter, umweltbewusster Republikaner Wahlen gewinnen kann.

Im Vergleich zeigte die Debatte der Demokraten mehr Aufbruchstimmung. Würde heute gewählt, wäre ihr Sieg sicher. Nur ein Drittel der Amerikaner möchte einen Republikaner als Präsidenten. Die Kandidaten der Demokraten lösen mehr Faszination aus: Hillary Clinton wäre die erste Frau im Weißen Haus, Barack Obama der erste Schwarze. Jeder seiner Auftritte zieht so viele Menschen an, dass der Secret Service jetzt Personenschutz für ihn angeordnet hat, anderthalb Jahre vor der Wahl, ungewöhnlich früh. Man fürchtet ein Attentat.

Kulturelle Gräben trennen die zwei Lager. Den Irakkrieg beenden, soziale Gerechtigkeit, Bildung und Krankenversicherung für alle waren die Themen bei den Demokraten. Bei den Republikanern sind es Ausgabendisziplin, Härte gegen illegale Zuwanderer, ein schärferes Abtreibungsrecht, Embryonenschutz in der Stammzellforschung. Ihre Bewerber ließen mehr Streit in der Sache erkennen. Die Parteirechte sucht noch ihren Kandidaten. In Umfragen liegen nur Giuliani und McCain über 20 Prozent. Beide sind moderat – und für Abtreibungsfreiheit.

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