zum Hauptinhalt

Simbabwe: Krawalle nach weiterem Gewalt-Exzess

In Simbabwe ist ein weiterer Oppositionspolitiker brutal zusammengeschlagen worden. Im Anschluss lieferten sich Polizei und Anhänger der Opposition in Harare heftige Straßenschlachten.

Harare/Johannesburg - Ungeachtet weltweiter Proteste hält die Regierung von Simbabwes Präsident Robert Mugabe an ihrem brutalen Vorgehen gegen die Opposition fest. Jüngstes Opfer wurde der Sprecher der Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC), Nelson Chamisa, der nach Angaben seiner Organisation beim Einchecken auf dem Flughafen Harare mit Eisenstangen zusammengeschlagen und schwer verletzt wurde. Bereits am Vortag waren dort drei andere Oppositionelle festgenommen worden. Zwei von ihnen wollten zur Behandlung ihrer in Polizeihaft erlittenen Verletzungen ins Ausland fliegen. Nach Berichten des südafrikanischen Rundfunks kam es in der Hauptstadt Harare zu Krawallen zwischen MDC- Anhängern und Polizei.

Die Europäische Union (EU) verurteilte das Vorgehen der Sicherheitskräfte scharf. Insbesondere die "Nachricht von der Verhaftung und brutalen Misshandlung" Chamisas habe bei ihr "große Empörung und tiefe Besorgnis ausgelöst", erklärte die deutsche EU-Präsidentschaft. Sie forderte die Freilassung der Oppositionspolitiker. Ihnen müsse rechtlicher und medizinischer Beistand ermöglicht werden.

Mit Eisenstangen auf Chimasa eingeprügelt

Bei dem Zwischenfall am Sonntag sollen nach MDC-Angaben Angehörige des Geheimdienstes mit Eisenstangen auf Chimasa eingeschlagen haben. Er wollte zu nach Brüssel fliegen, wo er mit Angehörigen von Mugabes Zanu(PF)-Partei an einer EU-Konferenz teilnehmen wollte. Den Zanu(PF)-Mitgliedern wurde das Besteigen des Flugzeugs nicht verwehrt. Die MDC rief die EU dazu auf, ihre Visa für nichtig zu erklären, um zu zeigen, dass derartige kriminelle Handlungen eines Staates in einer zivilisierten Welt nicht akzeptabel seien.

Unter den Festgenommenen war Arthur Mutambara, der eine von der MDC abgespaltene Fraktion leitet. Ihm droht eine Anklage wegen "Aufrufs zur öffentlichen Gewalt". Er und der vor einer Woche ebenfalls von der Polizei misshandelte Oppositionschef Morgan Tsvangirai hatten zuvor verkündet, ihre Streitigkeiten beilegen und künftig geeint als Opposition antreten zu wollen.

Mugabe sieht "terroristische Aktivitäten" der Opposition

Der autokratisch regierende Präsident Mugabe beschuldigte dagegen die MDC, "terroristische Aktivitäten" gegen unschuldige Bürger zu planen und durchzuführen. Sie sei eine gewalttätige Organisation, die von den früheren britischen Kolonialherren und deren Verbündeten finanziert werde. Seine Regierung werde deren "gesetzlosem Treiben" nicht mehr tatenlos zusehen, zitierte ihn die Zeitung "Sunday Mail". Seine Polizei hatte weltweit Empörung ausgelöst, als sie vor einer Woche brutal eine Massenandacht auflöste und Dutzende Oppositionelle in Polizeihaft misshandelte.

Ein junger Mann war bei der Aktion erschossen worden. Nach Angaben der Opposition wurde er mittlerweile in aller Stille von der Polizei an einem geheimen Ort beigesetzt. Die MDC, die für Montag eine öffentliche Beisetzung geplant hatte, habe eine gerichtliche Anordnung auf Herausgabe der Leiche beantragt. (tso/dpa)

Zur Startseite