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Edward Heath, ehemaliger Premierminister von Großbritannien.

© REUTERS

Skandal um Pädophilie in Großbritannien: Polizei prüft Vorwürfe gegen konservativen Ex-Premier Edward Heath

Der konservative britische Ex-Premier Edward Heath gerät zehn Jahre nach seinem Tod ins Visier der Polizei. Es geht um eine mögliche Verwicklung Heaths in den Pädophilieskandal, der Großbritannien erschüttert.

Der ehemalige britische Premierminister Edward Heath ist möglicherweise in einen Jahrzehnte zurückliegenden Fall von Kindesmissbrauch verwickelt gewesen. Die interne polizeiliche Ermittlungskommission IPCC kündigte am Montag die Prüfung von Vorwürfen an, nach denen in den 90er Jahren strafrechtliche Ermittlungen gegen einen Pädophilieverdächtigen fallen gelassen wurden, weil diese eine Verwicklung Heaths ans Tageslicht befördert hätten.
Es ist das erste Mal, dass im von einer Reihe von Pädophilieskandalen erschütterten Großbritannien der Name eines so ranghohen Politikers fällt. Der Konservative Heath war in den Jahren 1970 bis 1974 britischer Premierminister, er starb im Jahr 2005. Bei den internen Ermittlungen geht es allerdings weniger um die Frage, ob Heath ein Verbrechen beging. Vielmehr soll geklärt werden, ob seinerzeit die Polizei der Grafschaft Wiltshire ein schwerwiegendes Versäumnis beging, als sie die Ermittlungen fallen ließ.

Großbritannien wird seit mehreren Jahren von vielen Pädophilieskandalen erschüttert

Jemand habe seinerzeit damit gedroht, öffentlich zu machen, dass Heath womöglich in Verbrechen gegen Kinder verwickelt gewesen sein könnte, erklärte ein IPCC-Sprecher. Der Name des ehemaligen Premierministers sei in Verbindung mit Verbrechen gegen Kinder genannt worden, bestätigte am Montag die Polizei von Wiltshire. Sie sucht nun nach Zeitzeugen, die bei der Aufklärung helfen könnten. Heath lebte in den 90er Jahren in Salisbury, einer Kleinstadt in der Grafschaft.

In Großbritannien laufen derzeit in mehreren Fällen Ermittlungen wegen Kindesmissbrauchs gegen 261 einflussreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, darunter 76 Politiker. Die Vorwürfe richten sich gegen Kinderheime und Schulen, aber auch andere öffentliche Institutionen wie die BBC und die nationale Gesundheitsbehörde.

Nach Schätzungen in den Unterlagen des vor einem Monat eröffneten öffentlichen Ermittlungsverfahrens wurde jedes 20. britische Kind schon einmal sexuell missbraucht.
Losgetreten wurde der Skandal im Jahr 2011, als nach dem Tod des bekannten BBC-Moderators Jimmy Savile bekannt wurde, dass dieser zu Lebzeiten hunderte Kinder, junge und auch sterbenskranke Menschen - sexuell missbraucht hatte. (AFP)

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