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Die vier US-Marines aus dem Video wurden mittlerweile identifiziert und sollen bestraft werden.

© dpa

Skandalvideo: Alle US-Marines nach mutmaßlicher Leichenschändung identifiziert

Die Videos über mutmaßliche Leichenschändungen durch US-Soldaten in Afghanistan schockieren die Welt. Zudem verschärfen sie die Spannungen zwischen Washington und Kabul. Die vier beteiligten Soldaten erwartet eine harte Bestrafung.

Nach der mutmaßlichen Schändung getöteter Taliban-Kämpfer durch US-Soldaten sind nach Fernsehberichten alle beteiligten Marine-Infanteristen identifiziert. Zwei der vier Soldaten seien bereits verhört worden, berichtete der TV-Sender ABC unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Beamten im Verteidigungssektor. Ihre Namen wurden allerdings zunächst nicht veröffentlicht. Verteidigungsminister Leon Panetta sicherte eine Bestrafung zu. Auf dem Video, das zeitweise im Internet kursierte, urinieren Männer in US-Uniformen auf mutmaßlich getötete Taliban-Kämpfer.

Die US-Soldaten müssen sich laut US-Medienberichten vermutlich wegen Verletzung der Genfer Konvention verantworten müssen. Wie der Sender ABC berichtete, hätten die Marines, falls überführt, die Konventionsforderung nach einer respektvollen Behandlung der Toten missachtet. Zudem hätten den Verhaltenskodex der US-Militärs verletzt.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai forderte die USA auf, die Täter so schwer wie möglich zu bestrafen. „Diese Tat amerikanischer Soldaten ist zutiefst unmenschlich“, hieß es in einer Mitteilung Karsais.

Deutsche Diplomaten sehen den Friedensprozess mit den Taliban in Gefahr. „Es gibt die akute Sorge, dass die jüngsten bestürzenden Videobilder über Schändungen den gerade mühsamst in Fahrt gekommenen Verhandlungstreck zwischen Taliban, Amerikanern und afghanischer Regierung beschädigen“, hieß es am Freitag in Diplomatenkreisen in Berlin. Erst im vergangenen März hatte ein ähnliche Gräueltat Abscheu ausgelöst: Damals hatten amerikanische Soldaten in Afghanistan mit Leichen ihrer Opfer für Fotos posiert.

Verteidigungsminister Panetta verurteilte die im Film gezeigte Leichenschändung auf das Schärfste. „Dieses Verhalten ist für Angehörige des US-Militärs absolut unangemessen und spiegelt nicht den Standard oder die Werte, für die unsere Streitkräfte eintreten“, sagte Panetta nach einem Bericht der „New York Times“. Die Beteiligten würden dafür „in vollem Ausmaß“ zur Verantwortung gezogen. Panetta wies eine umfassende Untersuchung des Vorfalls an.

Auch die Nato-geführte Isaf verurteilte die mutmaßliche Schändung getöteter Taliban-Kämpfer. „Diese respektlose Tat ist unerklärlich und nicht in Übereinstimmung mit den hohen moralischen Maßstäben, die wir von Koalitionstruppen erwarten“, teilte die Internationale Schutztruppe Isaf am Donnerstag mit. Die in dem Video gezeigten Taten „scheinen von einer kleinen Gruppe amerikanischer Individuen ausgeführt worden zu sein, die anscheinend nicht mehr in Afghanistan dienen“. (dpa)

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