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Skiunfall in Österreich: Es gibt nur Plan A wie Althaus

Thüringens CDU will auf jeden Fall mit Althaus in den Wahlkampf ziehen – selbst wenn er angeklagt würde.

Von Matthias Schlegel

Berlin/Erfurt - In Thüringen ist der Landtagswahlkampf eröffnet – nur die allein regierende CDU will es noch nicht wahrhaben. Denn ihr Spitzenkandidat und Ministerpräsident Dieter Althaus liegt nach seinem schweren Skiunfall in der Rehabilitationsklinik in Allensbach mit dem Blick auf jenen Teil des Bodensees, der als Gnadensee bezeichnet wird.

Die thüringische SPD hat bereits jetzt ihr Programm für die Landtagswahl am 30. August vorgelegt. Schwerpunkte sind Bildung, Wirtschaftsförderung, Soziales und Energiepolitik. Für CDU-Landesgeschäftsführer Andreas Minschke ist das kein Grund zur Beunruhigung: „Wenn die kleinste Oppositionsfraktion im Landtag etwas vorlegt, schlottern uns nicht die Knie“, sagt Minschke selbstbewusst. Die CDU bleibe bei ihrem Fahrplan: Auf fünf Regionalkonferenzen werde die Basis in den kommenden Wochen den Programmentwurf des Parteivorstandes diskutieren, über den dann der Parteitag am 2. Mai in Erfurt abstimmen werde.

Dieter Althaus wird auf den fünf Begegnungen mit der Basis fehlen. Doch für einen Plan B sieht Minschke nach wie vor keinerlei Veranlassung. Im Gegenteil – der Wahlkampfleiter setzt ganz auf Plan A wie Althaus: Auch wenn es nach dem Unfall, bei dem eine 41-jährige Frau getötet wurde, zu einer Anklageerhebung gegen den Ministerpräsidenten kommen sollte, „wird der Wahlkampf mit Dieter Althaus wie geplant laufen“, sagt er. Darüber sei sich auch der Landesvorstand auf seiner jüngsten Sitzung einig gewesen. „Das war ein Sportunfall.“ Althaus sei unschuldig. Es sei normal, dass ermittelt werde. Aber jeder, der den erfahrenen und fairen Sportsmann Althaus kenne, hielte es für absurd, ihn aus dem Wahlkampf zurückzuziehen.

Ganz Ähnliches ist in diesen Tagen aus Unionskreisen in Regierung und Landtag zu hören – schwer zu beurteilen, ob sich da gleiche Überzeugung oder getreue Parteidisziplin artikulieren. Dass Althaus zumindest noch drei schwere Prüfungen – eine medizinische, eine juristische und womöglich eine seelische – zu bestehen hat, ehe er als überzeugender Wahlkämpfer ins heimische Thüringen zurückkehren kann, wird dabei gelegentlich vernachlässigt. Intern allerdings haben die Debatten über den richtigen Umgang mit der schwierigen Situation längst begonnen. Da wird dann auch schon einmal über personelle Alternativen spekuliert, die gleichwohl ernüchternd sind, ist doch die Thüringer CDU ganz auf Althaus fixiert. Ins Spiel kommen die Namen der amtierenden Regierungschefin und Finanzministerin Birgit Diezel, der Sozialministerin und früheren Fraktionschefin Christine Lieberknecht und des derzeitigen Fraktionsvorsitzenden Mike Mohring. Doch auch in der eigenen Partei gibt es gegen jeden Einzelnen von ihnen Vorbehalte, und überdies spinnen sie auch untereinander nicht den besten Faden. Der frühere langjährige Landesvater Bernhard Vogel hat Spekulationen über eine Rückkehr bereits zurückgewiesen. Dennoch will er sich – wie schon im vergangenen Jahr mit Althaus vereinbart – in den Wahlkampf einschalten.

Selbst die Oppositionsparteien erlegen sich offiziell bislang Zurückhaltung auf – entweder aus Rücksicht auf den noch immer angegriffenen Gesundheitszustand von Althaus oder mit Hinweis auf die gebotene Unschuldsvermutung. Beides lässt aber auch erahnen, dass es damit bald vorüber sein könnte. In rund zwei Wochen dürfte das Gutachten über den Unfallhergang vorliegen, auf das sich die Ermittlungsbehörden im Wesentlichen stützen werden, wenn es um die Frage geht, ob Anklage erhoben wird oder nicht. Und sollte Althaus’ Genesung weiter so rasch voranschreiten wie es in den zurückliegenden Tagen und Wochen von den Ärzten vermeldet wurde, könnte auch bald der vornehme Respekt der politischen Gegner dahinschmelzen.

45 Prozent plus x hatte Althaus einst als Wahlziel für die CDU ausgegeben. Das scheint derzeit in weiter Ferne zu liegen. Zwar bescheinigt das Meinungsforschungsinstitut Forsa der Partei für Januar einen Wert von 39 Prozent, das sind drei Prozentpunkte mehr als im Oktober 2008. Die SPD käme danach auf 16, die Linke auf 28, Grüne und FDP auf jeweils fünf Prozent. Forsa-Chef Manfred Güllner sagt, es sei nicht klar, inwieweit ein gewisser Mitleidseffekt mit Althaus oder eine der CDU zugeschriebene größere Kompetenz beim Umgang mit der Wirtschaftskrise zu dem Anstieg geführt habe. 97 Prozent der Befragten hätten angegeben, dass der Unfall von Althaus auf ihre Wahlentscheidung keinen Einfluss haben würde. Doch der erfahrene Demoskop weiß auch, wie schnell Stimmungen kippen können.

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