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Der Dom in Berlin ist die größte protestantische Kirche in Deutschland.

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So reagieren die deutschen Kirchen: „Ein Brand wie in Notre-Dame ist im Berliner Dom undenkbar”

Nach dem Großbrand in Paris sind die Verantwortlichen deutscher Kirchen noch wachsamer. Sie sehen sich aber gut aufgestellt – mit einer Ausnahme.

Nach dem verheerenden Brand in Notre Dame in Paris am Montagabend äußerten sich auch Bauverantwortliche deutscher Kirchen bestürzt über die Zerstörung der Kathedrale - und machen sich Gedanken über die Sicherheit ihrer Kirchen.

"Unseren französischen Freunden gilt unser tiefstes Mitgefühl", sagte Gerd Bachner, Domprobst in Köln. Der Dom stehe genauso für Köln, wie Notre-Dame für Paris. "Das Feuer trifft auch unsere Herzen." Als Zeichen der Solidarität läuteten in Köln heute um 12 Uhr die Glocken des Domes.

Der Kölner Dombaumeister Peter Füssenich erklärte, dass der Dom durch seinen eisernen Dachstuhl besser geschützt sei. "Durch die Weitsicht der Baumeister aus dem 19. Jahrhundert hat man auf dem Dach des Domes eine Eisenkonstruktion realisiert", sagte Füssenich. Jedoch bleibe der vorbeugende Brandschutz ein wichtiges Thema. Aber auch im Kölner Dom könne jederzeit ein Feuer ausbrechen – so wie in jedem Gebäude, in dem brennbare Stoffe verbaut seien. "Wir in Köln haben regelmäßige Begehungen mit der Feuerwehr, bereiten uns auch auf solche Szenarien vor." Man überprüfe nun, ob man Lehren aus dem Brand in Notre-Dame ziehen könne.

Nach dem Feuer in Notre-Dame rechnet der Kölner Dombaumeister Peter Füssenich mit einem jahrzehntelangen Wiederaufbau. «Jetzt zu spekulieren, wie lange der Wiederaufbau dauern und was er kosten wird, ist ein Blick in die Glaskugel», sagte Füssenich.
Nach dem Feuer in Notre-Dame rechnet der Kölner Dombaumeister Peter Füssenich mit einem jahrzehntelangen Wiederaufbau. «Jetzt zu spekulieren, wie lange der Wiederaufbau dauern und was er kosten wird, ist ein Blick in die Glaskugel», sagte Füssenich.

© Henning Kaiser/dpa

Füssenich habe die Berichterstattung über den Brand von Notre-Dame bis in die Nacht verfolgt und sei in Kontakt mit Baumeisterinnen und Baumeistern aus ganz Europa gewesen. "Wir sind alle zutiefst entsetzt. Der Brand von Notre-Dame bedeutet die Vernichtung der Werke von Generationen und damit einen unermesslichen Verlust für ganz Europa. Wir sind alle sehr berührt und versichern unseren französischen Freunden unser Mitgefühl und unsere Solidarität", sagte Füssenich.

Wie lange der Wiederaufbau von Notre-Dame dauern würde, sei dabei unmöglich vorherzusagen, so Füssenich. "Aber allein wenn man die Fernsehbilder gesehen hat, weiß man, dass es nicht nur Jahre sein werden, bis der letzte Schaden beseitigt ist, sondern dass es da um Jahrzehnte geht." Für den Wiederaufbau der Kirche hatten französische Milliardärsfamilien 300 Millionen Euro zugesichert.

"Wir sind tief erschüttert"

Wie in Köln läuteten um 12 Uhr auch die Glocken des Berliner Doms. "Wir sind tief erschüttert, dass die Gläubigen in Frankreich diesen so wichtigen Ort verloren haben," sagte Domprediger Michael Kösling.  Das oberste Ziel des Domes, der im Jahr von tausenden Touristen besucht wird, sei deshalb die schnelle Räumung des Gebäudes, sagte Kösling. Dazu fänden regelmäßig Evakuierungsübungen statt. "Sollte es doch einmal zu einem Brand kommen, so können die Mitarbeitenden mit dem Feuerlöscher umgehen und wissen, was zu tun ist", sagte Domarchitekten Sonja Tubbesing. Der Dom habe zudem überall Steigleitungen. "Ein Brand wie in Notre Dame ist im Berliner Dom undenkbar", so Tubbesing.

Wie in Notre Dame wird auch an der Fassade des Berliner Domes gearbeitet. Dass er dies auch dringend nötig hat, berichtete der Tagesspiegel. Die Gebäude seien jedoch baulich nicht vergleichbar, sagte Domarchitektin Sonja Tubbesing. Ähnlich wie in Köln besteht die Kuppel des Berliner Domes aus einer Stahlkonstruktion, Holz ist wenig verbaut. Zudem achte man darauf, "dass alle Tätigkeiten, bei denen Funken oder Hitze entstehen, nicht auf dem Dach, sondern auf dem Bauhof unten durchgeführt werden", sagte Tubbesing.

Im Dom zu Speyer sieht man sich beim Brandschutz gut aufgestellt

Auch die Speyerer Dombaumeisterin Hedwig Drabik reagierte bestürzt auf die Ereignisse, die sie aus erster Hand erfuhr. "Meine Schwester hat mich gestern benachrichtigt und mir Fotos der brennenden Kathedrale geschickt. Ich konnte es anfangs gar nicht fassen, was da geschieht", sagte Drabik dem Tagesspiegel.  "Der lichterloh brennende Dachstuhl und der Turmeinsturz – da ging ja ein richtiger Aufschrei durch die Menge. Das alles hat mich auch erschüttert."

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Die Bilder aus Paris seien schockierend, das Thema Brandschutz werde man künftig "vielleicht mit einem noch höheren Gefahrenbewusstsein behandeln." Den Dom zu Speyer hält sie jedoch beim Brandschutz für gut aufgestellt – "absolute Sicherheit gibt es aber nicht", sagte Drabik. In der letzten Woche erst habe man eine turnusmäßige Wartung der Brandschutzanlage durchgeführt. Im Notfall gebe es Brandschutzvorhänge und Trockensteigleitungen, die Löschwasser direkt auf das Dach transportieren könnten.

Jedoch sei wie schon der Kölner und der Berliner Dom auch der Dom zu Speyer nur bedingt mit Notre-Dame zu vergleichen. "Der Dachstuhl in Speyer stammt aus dem 20. Jahrhundert, das Holz ist damit jünger und noch nicht so gut abgetrocknet wie das in Notre Dame, dass heißt es würde nicht ganz so gut brennen", sagte Drabik. Jedoch sei mit Brand der Pariser Kathedrale deutlich geworden, "dass Feuer auch im 21. Jahrhundert eine fundamentale Bedrohung sein kann. Auch bei bester Vorsorge."

Der Aachener Dom ist stark gefährdet

Gefährdet ist vor allem der Dom zu Aachen - und zwar nach eigener Aussage. Der Dachstuhl ist aus dem Jahr 1656 bestehe wie der in Notre-Dame aus Holz. "Die Gefahr ist sehr, sehr groß", sagte Dombaumeister Helmut Maintz deshalb der "Rheinischen Post". Es gebe deshalb eine Sprinkleranlage im Dom und einen ständigen Kontakt zur Feuerwehr. Deshalb sollen besondere Sicherheitsvorkehrungen Brände verhindern - beispielsweise werde nach Feierabend der Strom für die Handwerker abgeschaltet. (mit dpa/AFP)

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