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Bernd Lucke

© dpa

Social Media: "Alternative für Deutschland" kämpft gegen verbale Ausfälle auf Facebook-Seite

Bei Facebook kommt die AfD direkt nach den Piraten, jedenfalls was die Zahl der "Gefällt mir"-Klicks auf Partei-Seiten angeht. Probleme bereiten der AfD im Moment aber einige ihrer Fans, die mit Beleidigungen und rechten Ausfällen ein schlechtes Licht auf die Partei werfen.

Die sogenannten sozialen Medien, wie Facebook und Twitter halten mittlerweile in fast allen Lebensbereichen Einzug. Auch die Politik bleibt davon nicht verschont, besonders nicht, wenn in einigen Wochen die Bundestagswahl stattfindet. Als wären verprügelte Plakatkleber nicht genug, entdeckt die Alternative für Deutschland (AfD) in diesen Tagen die Tücken von Facebook.

Fast 43 000 Facebook-Fans hat die AfD

Die eurokritische AfD hat bei Facebook mehr Fans als die etablierten Parteien. Knapp 43 000 User haben den "Gefällt mir"-Button auf der Seite der Partei geklickt. Die technik- und netzaffinen Piraten sind die einzigen, die die AfD in den letzten Monaten nicht überholen konnte. Sie führen Facebook mit fast 80 000 Fans an.

Viele Fans führen zu viel Verkehr auf der Seite. Da werden Beiträge gepostet, kommentiert und geteilt. Oft werden im Internet Dinge gesagt, die einem von Angesicht zu Angesicht nicht über die Lippen kämen, erst recht nicht, wenn man sich dabei vor tausende Menschen stellen müsste. Doch genau das wird jetzt für die AfD zum Problem: Bei den Fans der Eurokritiker tummeln sich mitunter eigenwillige User, die mit beleidigenden Kommentaren und rechten Ausfällen auf sich aufmerksam machen. "Wir freuen uns nicht über solche Leute, die diesen Quatsch abgeben." sagt Bernd Lucke, einer der drei Sprecher der Alternative für Deutschland.

Tumblr als mediales Gedächtnis

Der Blog "AfD-Wähler stellen sich vor" auf Tumblr sammelt diese Kommentare und speichert sie per Screenshot für das Netzgedächtnis.

Da ist zum Beispiel der User Florian G. Für ihn ist Bundeskanzlerin Angela Merke eine "alte Tussie", "die Dienerin der USA" und schlichtweg die "Merkelparasitin", die in Rente gehen müsse. Die CDU habe außerdem zu "verrecken".

Dann ist da noch Hansi, der die zeitliche Dimension kurzerhand vergisst und bekennt: "Helmut Kohl wollte die Tuerken auch alle abschieben wie in den Nachrichten steht." Weil der Staat ihm zu wenige unternehm, ruft Hansi dazu auf, selbst aktiv zu werden: "Dann müssen halt die Bürger die Initiative ergreifen und los legen."

Auch Kritiker der AfD haben es nicht leicht, auf der Facebook-Seite der Partei ihre Meinung zu äußern. Auf die Bemerkung, dass sich das Programm der AfD "ziemlich rechts" anhöre, wird einer Userin geraten, ihren "linken Scheiß auf anderen Seiten zum besten" zu geben. Diese Behauptung wird damit untermauert, dass die betreffende Posterin Wodka als Lieblingsgetränk auf Facebook angibt, "dies erklärt alles."

Einige der User sorgen sich auch um unsere Kultur. Die Schlauen hätten die Möglichkeit, sich zu wehren. "Mehr Kinder zu bekommen, damit unsere Kultur nicht ausstirbt!!", findet Userin Bärolina.

Der nächste User zweifelt daran, dass es irgendwo Anschläge geben könnte. Das sei "alles aus den Medien". Überhaupt lernen wir, was wir lernen sollen. Weder Anschläge noch Attentäter soll es nach User Thomas geben. Alle Opfer seien echt, es handle sich nur um "Zivile Opfer für die Finanz- und Militärmafia". Die USA täten alles, "vom eigenen Präsidentenmord bis zum Weltkrieg".

Die Partei will nun schneller gegen rechte Kommentare durchgreifen

Das waren einige plakative Beispiele, mehr lassen sich im betreffenden Blog finden. Der AfD tun ihre Fans damit keinen Gefallen. "Ganz klar, wir grenzen uns eindeutig vom rechten Rand ab" sagt Bernd Lucke. Der AfD fehlen, im Gegensatz zu den etablierten Parteien, im Moment noch die Mittel für das dauerhafte Community-Managing ihrer Seite. Die Moderatoren seien dazu angehalten, sofort zu reagieren. "Man muss aber auch sehen, dass wir hier mit Laien zusammenarbeiten, es ist ja alles ehrenamtlich." Manche Dinge stünden dann leider eine Weile im Netz, bevor reagiert werden könne. Die Frage, warum sich ausgerechnet bei der AfD solche Menschen herumtreiben, kann Lucke nicht beantworten. "Dem ist so, aber man muss konsequent gegensteuern. Wir werden die Moderatoren nochmals dazu anhalten, gegen solche Knallköpfe schneller durchzugreifen."

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