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Somalia: Bevölkerung wird entwaffnet

Die somalische Übergangsregierung hat nach dem Fall der letzten Islamistenhochburg Kismayo eine dreitägige Aktion zur Entwaffnung der Bevölkerung eingeleitet.

Mogadischu/Nairobi- In der Hauptstadt Mogadischu wurden Sammelstellen für abgegebene Waffen eingerichtet. Ministerpräsident Ali Mohamad Gedi hatte die Entwaffnungsaktion am Vortag angekündigt. Gedi kündigte gleichzeitig Erleichterungen im Grenzverkehr an: "Ab Mittwoch werden der Flughafen und der Seehafen (von Mogadischu) wieder geöffnet, Fluggesellschaften können wieder einfliegen", sagte er. In Addis Abeba erklärte Regierungschef Meles Zenawi, die äthiopischen Truppen könnten das Nachbarland in zwei Wochen verlassen.

"Wir werden uns so bald wie möglich zurückziehen", sagte Zenawi vor dem Parlament. "Das könnte in zwei Wochen geschehen, um die Stabilität herzustellen." Das äthiopische Militär hat die somalischen Regierungstruppen bei der Offensive gegen die Islamisten unterstützt. Nach der Einnahme Kismayos durch Regierungstruppen haben sich viele islamistische Kämpfer vermutlich ins Nachbarland Kenia aufgemacht, andere hätten einfach ihre Uniformen abgelegt. Kenia hat inzwischen zusätzliche Truppen an seine Grenzen verlegt, um den Zustrom islamistischer Kämpfer zu stoppen.

Entwaffnung der Bevölkerung

Gedi hat den islamistischen Kämpfern aus Somalia eine Amnestie angeboten. Ausgenommen werden sollen jedoch ausländische Kämpfer, von denen viele aus Eritrea stammen, sowie die Führung der als Union Islamischer Gerichte (UIC) bekannt gewordenen Islamisten. Truppen der somalischen Übergangsregierung hatten Kismayo wieder eingenommen und die Islamisten aus ihrer letzten Hochburg vertrieben.

Die freiwillige Entwaffnung der Bevölkerung lief zunächst äußerst schleppend an. An zwei Sammelstellen in Mogadischu wurde vorerst nicht eine einzige Waffe abgegeben. "Ich bin nicht bereit, mein Gewehr abzugeben", sagte der 24-jährige Milizionär Lidan Warsame, der an einer der Sammelstellen wartete. "Sobald ich meine Waffe abliefere, greifen uns möglicherweise feindliche Clans an." Sowohl in Mogadischu als auch in der Hafenstadt Kismayo wurde bereits eine Neugruppierung alter, bewaffneter Clans registriert. Daneben ging in der Bevölkerung der "Ausverkauf" von Waffen weiter - auf dem Schwarzmarkt sank der Preis für ein Kalaschnikow-Sturmgewehr von 350 auf 140 Dollar.

Die Islamisten hatten nach der Einnahme Mogadischus vor sechs Monaten den Großteil des Landes kontrolliert und die in Baidoa im Süden des Landes ansässige Übergangsregierung zunehmend bedrängt. Mit dem Fall ihrer letzten Bastion hat die Übergangsregierung nun den Großteil des Landes unter ihrer Kontrolle. (tso/dpa)

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