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Somalia: Italienische Nonne in Mogadischu ermordet

Nach islamistischen Aufrufen zur Gewalt wegen der jüngsten Papst-Äußerungen ist in Somalia eine italienische Nonne erschossen worden. Der Vatikan zeigte sich erschüttert über die Tat.

Mogadischu - Zwei Männer drangen am Sonntag in eine Klinik der Hauptstadt Mogadischu ein und töteten die Nonne und einen somalischen Leibwächter, berichteten Augenzeugen und Mitarbeiter des Krankenhauses. Einer der Täter wurde von Sicherheitskräften festgenommen. Die somalischen Islamisten, die zuletzt die Kontrolle über weite Teile des Landes übernommen hatten, verurteilten die Tat. Sie schlossen jedoch nicht aus, dass die Tat mit den Papst-Äußerungen zusammenhängt.

Ein ranghoher Mitarbeiter der mit österreichischen Geldern geförderten Klinik, Abdimalik Mohammed Chalif, sagte, die Täter hätten offenbar gezielt auf die Nonne gewartet. Diese habe kurz nach Mittag regelmäßig Medizinstudenten unterrichtet. Der Leibwächter sei sofort gestorben, die Nonne später ihren Verletzungen erlegen, hieß es. Das Sicherheitspersonal habe auf die Angreifer geschossen und einen von ihnen festgenommen. Er sei dem Obersten Islamischen Rat (SICS) überstellt worden. Die islamistische Organisation bestätigte dies. Nach dem zweiten Schützen werde gefahndet, sagte Scheich Muchtar Robow, Vize-Sicherheitschef des SICS.

Islamischer Rat verurteilt Tat

Robow verurteilte den Mord an der Nonne. "Das war barbarisch und lief den Lehren des Islams zuwider", sagte er. "Wir wissen nicht, ob das mit den Papst-Äußerungen zum Islam zusammenhängt", fügte er hinzu. Es könne aber nichts ausgeschlossen werden. Die Täter hätten die islamistische Bewegung in Verruf bringen wollen. Die Islamisten in Somalia hatten die Papst-Äußerungen scharf verurteilt. Ein prominenter Geistlicher in Mogadischu hatte am Freitag dazu aufgerufen, den Papst für seine Äußerungen zu "jagen" und zu töten.

Vatikan-Sprecher Federico Lombardi sagte laut Nachtrichtenagentur ANSA, der Mord an der Nonne sei "fürchterlich". Er hoffe, dies bleibe eine "isolierte Tat". Italiens Außenministerium bestätigte den Tod der Nonne. Sie ist demnach rund 70 Jahre alt und ist eine der am längsten in dem Land - einer ehemaligen italienischen Kolonie - tätigen Ordensschwestern. Zwei weitere Schwestern ihres Ordens hielten sich weiter in Mogadischu auf. Sie hätten sich geweigert, dass Land zu verlassen mit Verweis auf die humanitäre Arbeit in dem Krankenhaus.

Der Papst hatte in der vergangenen Woche mit Äußerungen über den Islam in der Universität Regensburg in weiten Teilen der islamischen Welt Empörung ausgelöst. Mehrere extremistische Organisationen riefen zur Gewalt gegen den Papst auf. Die Milizen der islamischen Gerichte haben die Hauptstadt Mogadischu sowie weite Teile des Südens unter ihrer Kontrolle und rücken auch immer weiter in den Norden vor. In den Gebieten unter ihrem Einfluss treiben sie die Islamisierung voran. Die Islamisten sind nicht an der weitgehend machtlosen Übergangsregierung beteiligt, die in Baidoa sitzt. (tso/AFP)

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