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Somalia-Konflikt: Islamisten ziehen sich aus Mogadischu zurück

Angesichts des erwarteten Sturms auf die somalische Hauptstadt haben sich islamistische Rebellen nach eigenen Angaben aus Mogadischu zurückgezogen. Indes konnte sich der Weltsicherheitsrat erneut nicht auf eine Erklärung zum Konflikt einigen.

Mogadischu/Nairobi/New York/Paris/Addis Abeba - Mit dem Abzug wolle man Blutvergießen unter der Zivilbevölkerung verhindern, sagte einer der Islamistenführer, Scheich Scharif Ahmed, dem arabischen Fernsehsender Al Dschasira. Die Islamisten, die sich selbst als Union islamischer Gerichte bezeichnen, hatten die Hauptstadt im vergangenen Juni eingenommen. Einheiten der von äthiopischen Truppen unterstützten somalischen Übergangsregierung hatten zuvor angekündigt, dass sie am Donnerstag zum Sturm auf die Stadt ansetzen wollen.

Die international anerkannte Übergangsregierung hat ihren Sitz in Baidoa im Süden des ostafrikanischen Landes. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen konnte sich zuvor erneut nicht auf einen Aufruf zu einer friedlichen Lösung des Konflikte einigen. Eine entsprechende Erklärung des Weltgremiums scheiterte nach Angaben von Diplomaten an Katar. Das einzige arabische Land unter den 15 Ratsmitgliedern bestand darauf, in dem Appell den Rückzug des äthiopischen Militärs und anderer ausländischer Truppen zu verlangen. Frankreich, Großbritannien, die USA, Russland, China sowie Ghana und Tansania lehnten es jedoch ab, nur Äthiopien beim Namen zu nennen. Es sei bekannt, dass auch eine ganze Reihe anderer Länder indirekt in die Kämpfe in Somalia verwickelt seien, hieß es.

Am Mittwoch hatten die Afrikanische Union (AU) und die Arabische Liga das christlich geprägte Äthiopien zum unverzüglichen Abzug seiner Truppen aus Somalia aufgefordert. In einer in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba veröffentlichten gemeinsamen Erklärung wurden aber auch "ausländische Elemente" zum Verlassen des Landes am Horn von Afrika aufgefordert, ohne diese konkret zu benennen.

Frankreich befürchtet Ausweitung auf Nachbarstaaten

UN-Generalsekretär Kofi Annan sagte nach Beratungen mit dem Weltsicherheitsrat in New York zu Journalisten, er habe mit dem äthiopischen Regierungschef Meles Zenawi telefoniert. Dieser hätte ihm versichert, dass der militärische Einsatz seines Landes im Nachbarland Somalia nur von kurzer Dauer sei und dass die äthiopischen Truppen bald wieder zurückkehren würden.

Unterdessen befürchtet Frankreich ein Übergreifen des Krieges in Somalia auf die Nachbarstaaten. "Ich denke an Eritrea und Dschibuti, die auch von dieser drohenden Destabilisierung in Serie betroffen sind", sagte Außenminister Philippe Douste-Blazy der Zeitung "Le Parisien". Mit den Krisen in Darfur und Somalia bestehe die Gefahr der "Destabilisierung in einer für den ganzen afrikanischen Kontinent wesentlichen strategischen Zone". Eine "militärische Lösung" lehnte Douste-Blazy ab. Die Somalier müssten "die einzigen Herren des Schicksals ihres Landes" sein.

Islamistische Milizen drohen mit Guerillakrieg

Äthiopische Truppen und Soldaten der somalischen Übergangsregierung hatten am Mittwoch die letzten Orte in der Umgebung von Mogadischu erobert. Die islamistischen Milizen zogen sich nach heftigen Gefechten zurück und drohten mit einem Guerillakrieg.

Äthiopien unterstützt die international anerkannte somalische Übergangsregierung in Baidoa und hatte am Sonntag den Islamisten den Krieg erklärt. Seitdem haben die äthiopischen Streitkräfte somalische Flugplätze aus der Luft angegriffen und mehrere zuvor von den Islamisten kontrollierte Städte besetzt. Der UN-Sondergesandte für Somalia, François Lonsény Fall, mahnte, dass der Bevölkerung ohne politische Lösung noch mehr Not als in den vergangenen 16 Jahren der Anarchie drohe. (tso/dpa)

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