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Politik: Sozialistische Partei Frankreichs: Fabius sieht Gefahr einer totalen Kommerzialisierung

Der französische Wirtschafts- und Finanzminister Laurent Fabius hat vor einer totalen "Kommerzialisierung des Lebens" gewarnt. Die Zukunft werde von einer neuen Welle der Privatisierung und Kommerzialisierung geprägt, sagte Fabius beim 20.

Der französische Wirtschafts- und Finanzminister Laurent Fabius hat vor einer totalen "Kommerzialisierung des Lebens" gewarnt. Die Zukunft werde von einer neuen Welle der Privatisierung und Kommerzialisierung geprägt, sagte Fabius beim 20. Parteitag der regierenden Sozialisten in Grenoble. Neben dem menschlichen Genom gerieten auch Wasser und Luft sowie der öffentliche Bildungssektor in den Sog des Marktes. "Der neue Kapitalismus birgt die Gefahr, das gesamte Leben zu kolonisieren." Dagegen müssten die französischen Sozialisten eine neue "Resistance" entwickeln, sagte der wegen seiner liberalen Überzeugungen umstrittene Finanzminister.

Fabius betonte zwar auch, dass es auf eine "nachhaltige Politik" ankomme. Das kräftige französische Wirtschaftswachstum sei keine Selbstverständlichkeit, sondern müsse durch angebotspolitische Reformen gestützt werden. Politische Beobachter werten die Fabius-Rede dennoch als Versuch des Finanzministers, seine schmale Basis in der sozialistischen Partei auszubauen. Fabius wolle sein allzu liberales Image abstreifen und sich als sozialer Visionär profilieren, hieß es in Grenoble.

Auch Premierminister Lionel Jospin dürfte bei seiner Schlussrede am heutigen Sonntag versuchen, neue soziale Akzente zu setzen. Denn dreieinhalb Jahre nach dem Pariser Machtwechsel 1997 wächst an der Parteibasis der Unmut über die "sozialliberale" Politik der Pariser Sozialisten. Vor allem die Welle der Privatisierungen und Liberalisierungen im Zuge des europäischen Binnenmarkts verschafft der bisher bedeutunglosen Parteilinken überraschend einen Aufschwung. Zwei Entschließungsanträge konnten im Vorfeld des Parteitags immerhin 27 Prozent der Stimmen auf sich vereinen - so stark war die Opposition schon lange nicht mehr.

Ein Linksruck wird in Grenoble indes nicht erwartet. Parteichef Francois Hollande versucht, die Opposition in die Parteiführung einzubinden. Im Gegenzug signalisierten die Wortführer der Linken Kompromissbereitschaft.

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