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Politik: Sozialressort: Spardruck war nicht schuld

Bremen - Das Bremer Senatsressort für Jugend und Soziales hat Vorwürfe von Grünen und Linkspartei zurückgewiesen, wonach der Tod des zweieinhalbjährigen Kevin auch auf Spardruck zurückzuführen sei. „Das hatte überhaupt nichts mit dem Budget zu tun“, sagte eine Sprecherin am Freitag.

Bremen - Das Bremer Senatsressort für Jugend und Soziales hat Vorwürfe von Grünen und Linkspartei zurückgewiesen, wonach der Tod des zweieinhalbjährigen Kevin auch auf Spardruck zurückzuführen sei. „Das hatte überhaupt nichts mit dem Budget zu tun“, sagte eine Sprecherin am Freitag. Das Kind war nach dem Tod seiner Mutter nur kurz in ein Heim eingewiesen und danach in die Wohnung des gewalttätigen, drogensüchtigen Vaters zurückgebracht worden, der jetzt wegen Verdachts auf Totschlag in Untersuchungshaft sitzt. Die Sprecherin bestätigte zwar, dass es „Budgetrichtwerte“ für die Unterbringung in Heimen oder Pflegefamilien gebe. Doch diese „Zielzahlen“ seien in Kevins zuständigem Sozialzentrum noch gar nicht erreicht gewesen. Außerdem werde in Notfällen das Budget auch überschritten. Bei Kevin gehe es allein um eine „schreckliche Fehleinschätzung der Situation“.

Die Zahl der akuten „Inobhutnahmen“ sank in Bremen zwischen 2002 und 2005 von 56 auf 34 Fälle, steigt derzeit aber wieder. Bei den längerfristigen Unterbringungen gebe es die „neue Tendenz“, Kinder stärker in die Obhut von Pflegefamilien statt in Heime zu geben, sagte die Sprecherin. Das sei kostengünstiger, aber auch „fachlich angebracht“. Die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege kritisierte die Finanz- und Personalausstattung der Jugendbehörde, wo ein „Case Manager“ für 50 bis 60 Fälle zuständig ist.

Der Leiter des Heimes, in dem Kevin nur 16 Tage bleiben durfte, hatte vehement gegen die Rückkehr zum Vater protestiert. Er warf dem Jugendamt jetzt vor, niemand habe sich das völlig vernachlässigte Kind im Heim angeschaut. Das Bremer Sozialressort entband am Freitag den Chef des städtischen Jugendamtes vorläufig von seinen Leitungsaufgaben. Die Absetzung sei keine Vorverurteilung, hieß es. Der Beamte habe selbst um ein Disziplinarverfahren gebeten. Das Ressort leitet auch Disziplinarverfahren gegen Kevins Amtsvormund und den zuständigen Sachbearbeiter der Jugendbehörde ein. Gegen beide Mitarbeiter ermittelt auch die Staatsanwaltschaft.

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