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Frank Mentrup (links) wird jetzt Karlsruhe regieren, seinen Genossen, SPD-Landesvorsitzender Nils Schmid, freut sich.

© dpa

SPD regiert Karlsruhe: Das Problem der CDU heißt Großstadt

Nicht nur Stuttgart, Tübingen und Freiburg, auch in Karlsruhe konnte die CDU ihre Bastion nicht verteidigen. Einmal mehr zeigt sich, dass sie in Großstädten derzeit keine Chance hat. Doch auch auf dem Land könnte es für sie bald schlecht aussehen.

So ausgelassen wie am Sonntagabend hat sich Baden-Württembergs SPD-Chef Nils Schmid schon lange nicht mehr gefreut. „Das Ergebnis ist der Hammer“, bejubelte er den überraschend klaren Sieg seines Parteifreunds Frank Mentrup bei der Karlsruher Oberbürgermeisterwahl. Für die CDU sei es als Großstadtpartei nun „endgültig vorbei“.

Tatsächlich hat die Südwest-CDU mit Karlsruhe – nach Stuttgart und Mannheim die drittgrößte Stadt im Flächenland – ihre letzte großstädtische Bastion verloren. 2011 ging die Regierungsmacht im Land, im Oktober 2012 auch noch die Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart verloren. Immerhin 42 Jahre lang hatten die Christdemokraten das Stadtoberhaupt gestellt. Ihr Kandidat, der Bundestagsabgeordnete Ingo Wellenreuther, Präsident des Drittligisten Karlsruher SC, erhielt gerade einmal 35,4 Prozent.

Das verheerende Ergebnis hat einerseits lokale Gründe. So haben CDU-Amtsinhaber Heinz Fenrich, der altershalber aufhört, und andere Parteigänger aus ihrer Ablehnung Wellenreuthers kein Geheimnis gemacht. Doch die Niederlage hat System: Universitätsstädte wie Freiburg und Tübingen werden längst von grünen Oberbürgermeistern regiert, Städte mit hohem Arbeiteranteil wie Mannheim oder Ulm von SPD-Politikern. In den elf größten Rathäusern Baden-Württembergs ist nunmehr kein Schwarzer mehr an der Spitze. Erfolge hat die Partei nur noch, wenn sie Parteilose unterstützt.

Obgleich noch immer die mit Abstand stärkste Partei im Ländle, hat die CDU den Anschluss an Wählerinnen und das großstädtische Lebensgefühl verloren. Das bestätigt eine Umfrage, die der Landesverband selbst in Auftrag gegeben hat. Nun müssen die Christdemokraten auch noch zur Kenntnis nehmen, dass sich Grün und Rot, seitdem sie das Land gemeinsam regieren, auch auf lokaler Ebene immer öfter zusammentun. In Stuttgart haben die Genossen im Oktober im zweiten Wahlgang aktiv zur Unterstützung des Grünen Fritz Kuhn aufgerufen. In Karlsruhe wiederum hat die Ökopartei gleich auf einen eigenen Kandidaten verzichtet und Mentrup unterstützt. Wenn sich Grün und Rot auf gute Kandidaten verständigen, das ist die Botschaft von Stuttgart und Karlsruhe, hat die CDU in Großstädten derzeit keine Chance.

Die neuerliche Niederlage befeuert die Strategiedebatte. Landeschef Thomas Strobl will seine CDU für großstädtische Milieus öffnen. Vertreter des ländlichen Raums fürchten, dass dann auch noch die Macht in den vielen kleinen Gemeinden erodieren könnte.

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