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Anton Hofreiter und Katrin Göring-Eckardt stehen von künftig an der Spitze der Grünen.

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Update

Spitzenduo gewählt: Göring-Eckardt und Hofreiter neue Fraktionschefs der Grünen

Wer führt die Fraktion? Die Grünen haben sich am Dienstag geeinigt: Auf ihre Spitzenkandidatin bei der Bundestagswahl Katrin Göring-Eckardt und den Parteilinken Anton Hofreiter.

Man sieht ihr die Erleichterung an, als sie am späten Nachmittag vor die Kameras tritt. „Ich freue mich sehr, dass ich mit einem überzeugenden Ergebnis zur Fraktionsvorsitzenden gewählt wurde“, sagt Katrin Göring-Eckardt. 41 von 63 Abgeordneten haben sich für die Thüringerin entschieden, nur 20 für ihre Gegenkandidatin Kerstin Andreae. Und das, obwohl Göring-Eckardt sich in den vergangenen Tagen viel Kritik anhören musste für ihre Arbeit als Spitzenkandidatin. Doch für die 47-Jährige zählt jetzt nur eines: Sie hat es geschafft.

Genauso übrigens wie der bayerische Abgeordnete Anton Hofreiter, den alle nur Toni nennen. Er war aber auch der einzige Kandidat des linken Flügels für die Nachfolge von Jürgen Trittin, zittern musste er nicht. Schon Monate vor der Bundestagswahl habe er angefangen, sich als Nachfolger zu positionieren, heißt es. Auch wenn der 43-Jährige damals noch nicht ahnen konnte, dass der Generationswechsel in seiner Partei so schnell stattfinden würde.

Anton Hofreiter wird zukünftig zusammen mit Katrin Göring-Eckardt das neue Spitzenduo der Grünen bilden.
Anton Hofreiter wird zukünftig zusammen mit Katrin Göring-Eckardt das neue Spitzenduo der Grünen bilden.

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Britta Haßelmann wurde mit überwältigender Mehrheit zur neuen Ersten Parlamentarischen Geschäftsführerin der Grünen gewählt. Die 51-Jährige erhielt am Dienstag in Berlin 60 von 62 Stimmen. Haßelmann folgt auf Volker Beck. Die frühere Sozialarbeiterin und NRW-Landesvorsitzende war bisher Expertin für Kommunalpolitik.

Für die Grünen geht es an diesem Dienstag nicht nur darum, welchen Kurs die Fraktion nach dem enttäuschenden Wahlergebnis einschlagen wird. Es geht auch um die Frage, wer die Partei 2017 in die nächste Bundestagswahl führen kann.

Was sie vorhaben, skizzieren die frisch gewählten Vorsitzenden knapp: Sie wollen den Klimaschutz in den Mittelpunkt stellen, kündigt Göring-Eckardt an. Es ist der gemeinsame Nenner, auf den sich die Grünen nach dem enttäuschenden Wahlergebnis flügelübergreifend verständigen können. Sie wollen sich mit der Ökologie wieder auf das Thema besinnen, das sie stark gemacht hat.

Unternehmen für die Energiewende begeistern? Hofreiter ist das skeptisch

Bei der Frage, wie das gehen soll, werden erste Differenzen deutlich: Göring-Eckardt will Unternehmen für die Energiewende begeistern, Hofreiter ist da skeptischer. „Sie können nicht alles im Konsens lösen“, sagt er. Und nennt als Beispiel die deutsche Autoindustrie, die sich gegen strengere Kohlendioxid-Grenzwerte in Europa wehrt. Es wäre verwunderlich, meint der promovierte Biologe, wenn ein Konzern freiwillig auf die Gewinne verzichten würde, die er beim Verkauf eines Porsche erzielen könne.

Katrin Göring-Eckardt wird Fraktionschefin bei den Grünen.
Katrin Göring-Eckardt wird Fraktionschefin bei den Grünen.

© Thilo Rückeis

Als die Fraktionssitzung beginnt, rechnen nicht mehr viele mit einer Überraschung. Das liegt auch daran, dass Göring-Eckardt um ihre Führungsrolle gekämpft hat. Sie hat viel telefoniert in den vergangenen Tagen, bei Abgeordneten aus dem Reformerlager um Unterstützung geworben. Bei den Linken konnte sie sich ohnehin bessere Chancen ausrechnen als Andreae.

Die Wirtschaftexpertin Andreae genießt zwar viel Sympathie bei den Reformern, auch weil sie für einen Neuanfang gestanden hätte. Doch dass sie auf Kurskorrekturen pocht, passt vielen im linken Flügel nicht. Andreae hatte außerdem ein anderes Problem: Göring-Eckardt machte früh deutlich, dass sie selbst dann kandidieren wolle, wenn ihr Flügel sie nicht favorisieren sollte.

Was Trittins Abschied bedeutet, können sich viele in der Fraktion noch nicht vorstellen. Trittin, der in den vergangenen Jahren die Nummer eins der Grünen war, als Hinterbänkler im Bundestag? Trittin, der die Neuen in der Fraktionsführung machen lässt, auch wenn er etwas falsch findet? „Jetzt müssen den Karren andere ziehen“, sagt er.

Trittin als Minister einer schwarz-grünen Regierung?

Auf die Frage, was er denn nun vorhabe, antwortet der 59-Jährige lapidar: „Ich bin vier Jahre gewählter Abgeordneter des Bundestags.“ Noch mischt er ohnehin mit, als Spitzenkandidat gehört er zu dem Grünen-Team, das an diesem Donnerstag in Sondierungsgespräche mit der Union geht.

Welches Ministerium er denn anstrebe, wenn es eine schwarz-grüne Regierung gebe, will ein Journalist wissen. Er habe eines gelernt, gibt Trittin lächelnd zurück: „Wenn-Fragen einfach zu ignorieren.“

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