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"Anti-Abschiebe-Industrie": CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hat das Unwort des Jahres 2018 geprägt.

© Matthias Balk/dpa

Update

„Sprachkritische Aktion“: "Anti-Abschiebe-Industrie" ist Unwort des Jahres 2018

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt ist Schöpfer des Unworts des Jahres 2018. Die Jury wählte "Anti-Abschiebe-Industrie" aus über 500 Vorschlägen.

Das Unwort des Jahres 2018 lautet "Anti-Abschiebe-Industrie". Dies gab die Jury am Dienstag in Darmstadt bekannt. Der CSU-Politiker Alexander Dobrindt hatte den Begriff in einem Interview im Mai 2018 genutzt. Der CSU-Landesgruppenchef im Bundestag hatte Klagen gegen die Abschiebung abgelehnter Asylbewerber als Sabotage des Rechtsstaats bezeichnet und von einer "Anti-Abschiebe-Industrie" gesprochen.

Die Formulierung sei durch Dobrindt "als offensichtlicher Kampfbegriff in die politische Diskussion eingeführt worden", erklärte die Sprecherin der Jury, die Darmstädter Sprachwissenschaftlerin Nina Janich. Eine solche Äußerung von einem wichtigen Politiker einer Regierungspartei zeige, "wie sich der politische Diskurs sprachlich und in der Sache nach rechts verschoben hat und sich damit auch die Sagbarkeitsregeln in unserer Demokratie auf bedenkliche Weise verändern."

Die „Sprachkritische Aktion“ will mit dem Unwort des Jahres „auf unangemessene Formen des öffentlichen Sprachgebrauchs aufmerksam machen“. Die nach eigenen Angaben institutionell unabhängige und ehrenamtlich arbeitende Jury aus vier Sprachwissenschaftlern und einem Journalisten wurde in diesem Jahr durch den Autor und Kabarettisten Jess Jochimsen ergänzt.

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Sven Kindler twitterte als Reaktion: "Richtige Entscheidung und heftige Ohrfeige für Dobrindt. Dieser Begriff ist rechtspopulistisch und eine üble Diffamierung des demokratischen Rechtsstaats."

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Knapp 900 Einsendungen mit 500 Vorschlägen

Bei der Jury waren knapp 900 Einsendungen mit insgesamt 500 verschiedenen Vorschlägen eingegangen. Mit Abstand am häufigsten war nach Angaben der Jury der Begriff "Asyltourismus" genannt worden. Unwörter waren zuletzt "alternative Fakten" (2017), "Volksverräter" (2016), "Gutmensch" (2015) und "Lügenpresse" (2014).

Die Jury kritisiert mit der Wahl Schlagworte, die "gegen das Prinzip der Menschenwürde" und "Prinzipien der Demokratie" verstoßen, weil sie "einzelne gesellschaftliche Gruppen diskriminieren" oder "euphemistisch, verschleiernd oder gar irreführend" sind. Die Aktion "Unwort des Jahres" wurde 1991 von dem Frankfurter Germanistikprofessor Horst Dieter Schlosser initiiert. Seit 2011 ist die Darmstädter Sprachwissenschaftlerin Nina Janich Jury-Sprecherin. (AFP, dpa, epd, KNA)

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