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Politik: Sprengstoffanschläge in Manila: Terror am Nationalfeiertag

Bei einer Serie von Sprengstoffanschlägen in der philippinischen Hauptstadt Manila sind am Samstag mindestens zwölf Menschen getötet und fast 100 verletzt worden. Nach Polizeiangaben explodierte in einem Bahnhof im Norden Manilas ein Waggon eines Nahverkehrszuges.

Bei einer Serie von Sprengstoffanschlägen in der philippinischen Hauptstadt Manila sind am Samstag mindestens zwölf Menschen getötet und fast 100 verletzt worden. Nach Polizeiangaben explodierte in einem Bahnhof im Norden Manilas ein Waggon eines Nahverkehrszuges. Zeitgleich explodierte in einem nördlichen Vorort ein Bus, weitere Sprengsätze detonierten in einer Tankstelle, vor der US-Botschaft und am Flughafen. Zu den Anschlägen am philippinischen Nationalfeiertag bekannte sich niemand. Die Polizei schloss nicht aus, dass die Moslemrebellen der Gruppe Abu Sayyaf hinter den Taten steht, das Militär sprach dagegen von einer möglichen Verwicklung der maoistischen Rebellen der Moro Islamischen Befreiungsfront (MILF). Am Mittwoch waren zwei Mitglieder der Abu Sayyaf festgenommen worden.

Den Rettungsmannschaften boten sich Bilder des Grauens nach den Detonationen: An dem explodierten Eisenbahnwaggon lagen abgerissene Körperteile auf dem Boden, die Helfer versuchten, mehrere blutüberströmte Passagiere aus einem Eisenbahnwaggon zu bergen. Nach Angaben des Polizeichefs von Manila, Edgardo Aglipay, und eines Krankenhauses starben zwei Polizisten beim Versuch, eine Bombe in einer Tankstelle bei einem Hotel in dem Bankenviertel Makati zu entschärfen. Der Wächter eines Hotels hatte das verdächtige Paket entdeckt. Es wurde zu einer verlassenen Tankstelle gebracht, um es dort kontrolliert zu zünden. Doch sei der Sprengsatz plötzlich explodiert. Ein Polizeibeamter sei dabei verletzt worden. Bei der Explosion gegenüber der US-Botschaft wurden mindestens neun Menschen verletzt, die Explosion einer Autobombe am Flughafen von Manila verletzte sechs Menschen.

Polizeichef Aglipay versetzte seine Einheiten in erhöhte Alarmbereitschaft, die Bewachung öffentlicher Plätze und Gebäude wurde verstärkt. Er sagte, ob die Abu Sayyaf für die Taten verantwortlich seien, müsse noch ermittelt werden. Nach Polizeiangaben wurde ein Verdächtiger festgenommen. Am vergangenen Mittwoch waren zwei Anführer der Abu Sayyaf festgenommen worden. Bei ihnen stellte die Polizei Granaten und Sprengstoff sicher. Eine Gruppe der Abu Sayyaf hatte im Frühjahr mehrere ausländische Touristen wochenlang auf der Insel Jolo festgehalten, unter ihnen die Göttinger Familie Wallert.

Ein Armeesprecher sagte dem Rundfunksender DZMM, der bewaffnete Arm der kommunistischen Partei (NPA) könnte die Anschläge verübt haben. Nach Geheimdienstinformationen arbeitet die NPA bei Anschlägen eng mit der Befreiungsfront MILF zusammen. Die Rebellengruppe wies eine Beteiligung an den Anschlägen zurück. MILF-Einheiten griffen lediglich "Kämpfer" an, sagte ein MILF-Sprecher. Die Angriffe seiner Gruppe beschränkten sich zudem auf die südliche Insel Mindanao. Die Polizei macht die MILF jedoch für mehrere tödliche Anschläge verantwortlich.

Präsident Joseph Estrada verurteilte die Anschläge als feige. Seine Regierung werde derart "barbarische Akte" nicht tolerieren, sagte Estrada in einer Fernsehansprache. Polizei und Streitkräfte seien mit der Untersuchung der Anschläge beauftragt worden, um die Schuldigen so schnell wie möglich zu fassen.

Der Präsident rief die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren. Sein Sprecher Mike Toledo sagte zu Vorwürfen aus der Opposition, Estrada wolle die Anschläge als Vorwand nehmen, um das Kriegsrecht zu verhängen und damit die Verfassung außer Kraft zu setzen, ein solcher Schritt sei nicht geplant. Gegen Estrada läuft ein Amtsenthebungsverfahren wegen des Vorwurfs der Bestechlichkeit. Das Verfahren gegen Estrada, dem Verbindungen zu einem Glückspiel-Syndikat nachgesagt werden, soll nach der Weihnachtspause am Dienstag fortgesetzt werden.

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