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Sprensätze: Anschläge auf Fußballfans in Uganda

Während der Live-Übertragung des WM-Endspiels explodierten in der Hauptstadt Kampala zwei Sprengsätze, die mindestens 74 Menschen töteten. In Südafrika gab es unterdessen Ausschreitungen gegen Einwanderer.

Kampala/Kapstadt - Es war der Albtraum der Organisatoren der Fußball-WM. Doch am Ende ereignete sich der befürchtete Terroranschlag nicht beim WM-Gastgeber Südafrika, sondern im knapp 4000 Kilometer entfernten Uganda: Während der Übertragung des WM-Endspiels explodierten in der Hauptstadt Kampala in kurzer Folge zwei Sprengsätze, die mindestens 74 Menschen töteten und Dutzende zum Teil schwer verletzten. Unter den Toten war auch ein US-Bürger, ein Deutscher wurde verletzt. Zielscheibe der Attentate waren ein äthiopisches Restaurant und ein Rugby-Verein, in denen sich auch zahlreiche Ausländer eingefunden hatten, um auf Großleinwänden das WM-Finale zu sehen. Am Montag bekannte sich die radikalislamische Miliz AlShabaab aus Somalia zu den Anschlägen. „Unsere Kämpfer haben die Explosionen wie vorgesehen gezündet“, sagte Sheik Ali Muhamed Rage, der Sprecher der Miliz, vor Journalisten in Mogadischu. Er ließ offen, ob Al Shabaab Kämpfer nach Uganda eingeschleust hatte oder mit ugandischen Komplizen zusammengearbeitet hatte. Die ugandische Polizei geht ebenfalls fest davon aus, dass Al Shabaab verantwortlich ist. Polizeichef Kale Kayihura sagte, es gebe Anzeichen dafür, dass die Anschläge von Selbstmordattentätern ausgeführt worden seien. Auch in westlichen Geheimdienstkreisen wurde eine Urheberschaft Al Shabaabs als plausibel eingestuft. Es wäre ihr erster Anschlag auf ausländischem Boden.

Uganda stellt neben Burundi einen Großteil der Friedenstruppe der Afrikanischen Union (AU) in Somalia am Horn von Afrika. Die rund 5000 Mann starke Truppe ist dort seit über drei Jahren in der Hauptstadt Mogadischu stationiert. Ihre Aufgabe besteht im Schutz der international anerkannten, aber weitgehend machtlosen somalischen Übergangsregierung vor Angriffen der radikalislamischen Miliz der Al Shabaab, die in Somalia einen Gottesstaat errichten will. Rage drohte mit weiteren Anschlägen auch in der burundischen Hauptstadt Bujumbura. Al Shabaab unterhält enge Beziehungen zum Terrornetz von Al Qaida um Osama bin Laden und hatte bereits vor der WM mit Anschlägen gegen Uganda gedroht, zumal dort gegenwärtig mit Unterstützung der Europäischen Union somalische Truppen im Kampf gegen die islamistische Terrorgruppe ausgebildet werden. Sicherheitsexperten hatten auch vor einem Anschlag im Gastgeberland der WM gewarnt.

Unterdessen sind nach ausländerfeindlichen Aktionen in verschiedenen Townships in der südafrikanischen Provinz Western Cape am Montag starke Polizei- und Militäreinheiten stationiert worden. Die Sicherheitskräfte in Nyanga, Philippi East, Khayelitsha, Wellington, Paarl East, Mbekweni, Franschhoek und den Cape Flats sollen für Ruhe und Ordnung sorgen, betonte Polizeisprecher Frederick van Wyk. In der Nacht zuvor habe es einzelne Plünderungen der Geschäfte von Ausländern gegeben, sagte der Polizeioffizier. Mehr als 100 Ausländer waren am Morgen aus Furcht vor weiteren Ausbrüchen von Ausländerfeindlichkeit in verschiedene Polizeistationen geflüchtet. Wolfgang Drechsler (mit dpa)

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