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Sri Lanka: Duell der Kriegshelden

Blutiger Wahlkampf, massive Manipulationen und ein merkwürdiger Hoffnungsträger: Die Tropeninsel Sri Lanka steht vor einer Schicksalswahl

Noch vor einem Jahr kämpften sie gemeinsam gegen die Tamilen-Rebellen der LTTE: der ehemalige Militärchef Sarath Fonseka und sein früherer Boss, Präsident Mahinda Rajapaksa. Nun stehen sie sich beinahe als Todfeinde gegenüber. Rund acht Monate nach Ende des 25-jährigen Bürgerkriegs steht die südasiatische Tropeninsel Sri Lanka vor einer Schicksalswahl. Das für südasiatische Verhältnisse spektakuläre Duell der „Kriegshelden“ zeigt, wie tief der Riss ist, der die Insel politisch durchzieht. Ausgerechnet der hartgesottene, ordenbehängte Ex-Militär Fonseka ist überraschend zur Galionsfigur der liberalen Opposition aufgestiegen. „Wir haben den Terrorismus besiegt. Aber nun können wir das Land nicht einem Diktator überlassen“, trommelt Fonseka für sich.

Nach einem Zerwürfnis mit Rajapaksa war Fonseka im November 2009 verbittert von seinem Amt zurückgetreten und hatte seinem ehemaligen Boss den Fehdehandschuh hingeworfen. Für Rajapaksa war das eine unliebsame Wende. Eigentlich glaubte der 64-Jährige seine Wiederwahl in der Tasche zu haben. Seit dem Sieg über die LTTE schwamm er bei den Singhalesen, die die Mehrheit stellen, auf einer Welle der Popularität und ließ sich als Bezwinger des LTTE-Chefs Velupillai Prabhakaran feiern. Doch Fonseka könnte ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Als einzigem unter den 22 Kandidaten werden ihm Chancen eingeräumt, Rajapaksa zu entthronen. Darauf setzt auch Oppositionsführer Ranil Wickremasinghe. Er hat auf eine eigene Kandidatur verzichtet und sich mit seiner Partei, der westlich-marktliberalen UNP, hinter den General gestellt. Ebenso wie die linksmarxistische JVP. Selbst eine Tamilen-Partei, die der LTTE nahestand, hat sich inzwischen für Fonseka ausgesprochen.

Politisch verbindet die Oppositionsparteien herzlich wenig, aber sie eint der Widerstand gegen das autoritäre Rajapaksa-Regime – und der Wunsch, es zu stürzen. Zwar preisen Reiseanbieter Sri Lanka in ihren Katalogen seit Kriegsende wieder als friedliches, liebliches Urlaubsziel an. Doch die Postkartenidylle trügt. Unter der singhalesischen Regierung von Rajapaksa hat sich in den vergangenen vier Jahren ein Klima der Angst breitgemacht. Nicht nur die ethnische Minderheit der Tamilen leidet unter Unterdrückung. Kritiker, Oppositionspolitiker und Journalisten werden verfolgt, verprügelt und ermordet. Viele sind außer Landes geflohen. Wie traurig es um Südasiens einstige Musterdemokratie bestellt ist, ließ die populäre Ex-Präsidentin Kumaratunga bei einem Indien-Besuch im September durchblicken: „Auch ich habe Angst um mein Leben. Überall herrscht eine Atmosphäre der Angst im Land, grundlegende Menschenrechte und die Medienfreiheit sind beschnitten.“ Diese düsteren Umstände erklären, dass sich nun die Opposition hinter dem Ex-Armeechef schart.

Fonseka riskiert viel. Die Regierung hat nicht nur eine Schmutzkampagne in den Staatsmedien gegen den 59-Jährigen losgetreten, auch im Wahlkampf kämpft sie mit harten Bandagen. Wahlbeobachter werfen ihr vor, die Wahlen am 26. Januar aus Angst vor einer Niederlage massiv manipulieren und dabei den Staatsapparat missbrauchen zu wollen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon äußerte sich zudem alarmiert über die wachsende Gewalt. Bisher wurden im Wahlkampf vier Menschen getötet. Am Freitag wurde ein Anschlag auf das Haus eines Fonseka-Verbündeten verübt, wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Fonseka will sich nicht einschüchtern lassen. „Ich habe noch nie eine Schlacht verloren. Ich kann auch diese gewinnen.“

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