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Sri Lanka

© AFP

Sri Lanka: Regierung sucht Entscheidung im Bürgerkrieg

Der Insel Sri Lanka droht ein blutiges Jahr. Nach 25 Jahren Bürgerkrieg will die Regierung die Entscheidungsschlacht mit den Tamilenrebellen der LTTE suchen. Vergangene Woche kündigte Colombo den vor fast sechs Jahren vereinbarten Waffenstillstand auf.

Neu-Delhi - Faktisch war dieser längst hinfällig, jetzt ist der Friedensprozess auch offiziell gescheitert. Mit ihrem Schritt wird die Regierung die ausländischen Beobachter los und hat bei weiteren Militäraktionen freie Hand.

Am Wochenende starben nach Armeeangaben bei Kämpfen 70 Rebellen und vier Soldaten. Unabhängige Zahlen gibt es nicht. Die Regierung von Präsident Mahinda Rajapakse hat 2008 zum „Jahr des Krieges und des Sieges“ erklärt. Seit Dezember 2005 ist der Konflikt wieder eskaliert, und die Urlaubsinsel erlebt eine Welle der Gewalt. Allein seit Anfang 2006 starben 5000 Menschen.

Colombo hatte 2007 den Militäretat um über 40 Prozent aufgestockt und tausende neue Soldaten rekrutiert. Die Regierung möchte den von den Rebellen kontrollierten Norden einnehmen, wo die LTTE ihr Hauptquartier hat. Dabei stört die Waffenruhe. Nach über 65 000 Toten hatten Colombo und LTTE den Waffenstillstand 2002 unter norwegischer Vermittlung vereinbart. Seither wacht eine skandinavische Beobachtermission über die Einhaltung und registriert Verstöße. Mit der Aufkündigung der Waffenruhe herrscht wieder offiziell Kriegszustand – und die Skandinavier müssen binnen zwei Wochen abziehen. Regierung und Rebellen können dann ihren Krieg ohne Zeugen führen. Leidtragende sind vor allem die Zivilisten in den umkämpften Gebieten.

Tatsächlich scheinen die Regierungstruppen der LTTE massive Verluste beigebracht zu haben. Im vergangenen Jahr brachte die Armee den tamilischen Osten weitgehend unter ihre Kontrolle. Anfang November wurde die Nummer zwei der Rebellen, S. P. Tamilselvan, bei einem Luftangriff getötet. Die Regierung rühmt sich, insgesamt 500 Rebellen getötet zu haben. Auch Guerillaboss Prabhakaran werde keine sechs Monate mehr überleben, tönte nun Verteidigungssekretär Gotabhaya Rajapakse, ein Bruder des Präsidenten.

Internationale Beobachter sind hochbesorgt über Colombos Aufkündigung der Waffenruhe. Ihrer Ansicht nach ist der Konflikt militärisch nicht zu lösen. Selbst wenn die Regierungstruppen den Norden zurückeroberten, könnte die LTTE die Insel weiter mit Anschlägen terrorisieren, so ihre Sorge. Einen dauerhaften Frieden für Sri Lanka gebe es nur durch Verhandlungen. Christine Möllhoff

Christine Möllhoff

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