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Politik: Sri Lankas Regierung verliert Übersicht über die Fluthilfe

Entwicklungsministerin Heidemarie Wiezorek-Zeul (SPD) hat bei ihrem Besuch in dem vom Tsunami heimgesuchten Sri Lanka das Engagement von Privatinitiativen verteidigt, obwohl sich die Stimmen mehren, das Land könne die vielen unkoordinierten Hilfsleistungen nicht mehr verkraften. Nach einem Besuch in der von der Flutwelle schwer zerstörten Region um die Hafenstadt Galle lobte die Ministerin ausdrücklich all jene, die sich in den ersten Tagen nach der Katastrophe um die Überlebenden gekümmert haben.

Entwicklungsministerin Heidemarie Wiezorek-Zeul (SPD) hat bei ihrem Besuch in dem vom Tsunami heimgesuchten Sri Lanka das Engagement von Privatinitiativen verteidigt, obwohl sich die Stimmen mehren, das Land könne die vielen unkoordinierten Hilfsleistungen nicht mehr verkraften. Nach einem Besuch in der von der Flutwelle schwer zerstörten Region um die Hafenstadt Galle lobte die Ministerin ausdrücklich all jene, die sich in den ersten Tagen nach der Katastrophe um die Überlebenden gekümmert haben. „Die Leute hätten sonst keine Chance gehabt“, sagte Wieczorek-Zeul.

Sri Lanka ist mit 31 000 Toten, darunter 12 000 Kinder, und einer geschätzten Zahl von mehr als 500 000 Obdachlosen nach Indonesien das Land, das am stärksten unter der Wucht des Tsunamis zu leiden hatte. Noch immer werden 5000 Menschen vermisst. Sri Lankas Finanzminister Sarath Amunungama kündigte an, dass seine Regierung das vom Pariser Club angebotene Schuldenmoratorium für ein Jahr annehmen werde. Teile der frei werdenden Summe von 500 Millionen Euro sollen in Wiederaufbauprojekte gesteckt werden. Nach Tagesspiegel-Informationen rät Deutschland davon jedoch ab, weil damit finanzielle Nachteile für das Land verbunden sind.

Gleichzeitig mehrt sich im Land die Kritik an der nur schleppend in Gang kommenden Wiederaufbauhilfe. Insbesondere die von der sri-lankischen Regierung angestrebte 100-Meter-Zone längs der Küste, in der künftig die Wiederansiedlung verboten sein soll, löst erheblichen Unmut aus. Tausende von Fischern pochen darauf, sich wieder am Meer niederlassen zu können. Es gibt Berichte, wonach vereinzelt bereits neu aufgebaute Hütten wieder abgerissen wurden. Wegen der ungeklärten Rechtslage beklagen Hilfsorganisationen wie die Caritas, dass sich der Wiederaufbau von Siedlungen unnötig verzögere. Viele Tsunami-Opfer müssen die Nächte daher immer noch in Zelten verbringen, die tagsüber wegen unerträglicher Hitze nicht zu betreten sind.

Wieczorek-Zeul warnte bei ihrem Besuch davor, durch allzu restriktive Siedlungspolitik „das soziale und kulturelle Gefüge“ aufzulösen. Die Fischer dürften nicht „in irgendwelche Hochhäuser“ umgesiedelt werden, dies sei keine Lösung, sagte die Ministerin.

Bei einem Gespräch mit Sri Lankas Premierminister Mahinda Rajapakse erhielt Wieczorek-Zeul einen ersten Eindruck, wie schwer sich das Land nach wie vor tut, die enorme internationale Hilfswelle zu koordinieren. Der Premier gestand ein, dass Sri Lankas Regierung mittlerweile den Überblick verloren hat, wie viele Hilfsorganisationen im Land sind. Schätzungen belaufen sich auf weit mehr als 1000, vor dem Tsunami waren es lediglich 28 Nicht-Regierungsorganisationen. Botschaftskreise äußerten im Gespräch mit dem Tagesspiegel sogar Verständnis dafür, dass sich Sri Lankas Behörden mittlerweile bei der Einfuhr von Hilfsgütern sehr restriktiv zeigen. Der Wiederaufbau der zerstörten Regionen dürfe nicht in einen neuen „Kolonialismus“ münden.

Auch der Vorsitzende von Caritas International, Martin Salm, warnte im Gespräch mit dem Tagesspiegel davor, die Kritik am Wiederaufbau zu überziehen. Salm verwies zum Vergleich auf die Koordinierungsschwierigkeiten, die es in Deutschland nach der „Jahrhundertflut“ im Sommer 2002 gegeben habe. Auch danach, so Salm, habe es ein halbes Jahr gedauert, bis tatsächlich jede Institution gewusst habe, wofür sie zuständig sei.

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