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Politik: SS-Mann vor Gericht: Ärzte erklären Malloth für verhandlungsfähig

56 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat in München am Montag der Mordprozess gegen den ehemaligen KZ-Aufseher Anton Malloth begonnen. Der 89-Jährige muss sich vor dem Landgericht wegen des Vorwurfs des versuchten Mordes in einem Fall sowie des vollendeten Mordes in drei Fällen in dem als Konzentrationslager geführten Gestapo-Gefängnis Theresienstadt verantworten.

56 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat in München am Montag der Mordprozess gegen den ehemaligen KZ-Aufseher Anton Malloth begonnen. Der 89-Jährige muss sich vor dem Landgericht wegen des Vorwurfs des versuchten Mordes in einem Fall sowie des vollendeten Mordes in drei Fällen in dem als Konzentrationslager geführten Gestapo-Gefängnis Theresienstadt verantworten. Malloth war dort von 1940 bis 1945 SS-Aufseher. Bisher bestritt er jede Beteiligung an den Taten oder verweigerte die Aussage. Wegen der altersbedingten Gebrechen Malloths findet der Prozess in der Münchner Justizvollzugsanstalt Stadelheim statt, wo der Angeklagte seit Mai letzten Jahres in Untersuchungshaft sitzt. Die Ärzte erklärten Malloth zum Prozessauftakt für verhandlungsfähig.

Mit dem Prozessbeginn endet ein jahrelanges juristisches Tauziehen, während dessen der mutmaßliche Mörder unbehelligt zunächst in Italien und später in einem Altersheim in Pullach in München leben konnte. Alleine in Deutschland wurden gegen den 1948 in der Tschechoslowakei in Abwesenheit zum Tode verurteilten Malloth drei Ermittlungsverfahren eingeleitet, dann aber wieder eingestellt. Erst nachdem sich vor eineinhalb Jahren in Tschechien neue Zeugen gemeldet hatten, wurde Malloth festgenommen. Im Januar erhob die Staatsanwaltschaft München schließlich Anklage. Unter anderem wird Malloth für den grausamen Tod von zwei Häftlingen verantwortlich gemacht. Laut einem Augenzeugen soll er Anfang 1945 gemeinsam mit einem weiteren Aufseher den beiden befohlen haben, sich nackt auszuziehen. Ein dritter Häftling musste die beiden Männer anschließend in eisiger Kälte mit dem Wasserschlauch abspritzen; nach einer halben Stunde brachen die Männer tot zusammen. Der Prozess wird auch in Tschechien mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Der Vorsitzende der tschechischen Föderation der jüdischen Gemeinden Jan Munk betonte, dass man keineswegs Rache im Sinn habe, sondern auf Gerechtigkeit hoffe.

rak

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