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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfängt den israelischen Staatspräsidenten Isaac Herzog mit militärischen Ehren.

© REUTERS/Michele Tantussi

Update

Staatsbesuch von Israels Präsident Herzog: Steinmeier nennt langsame Aufarbeitung des Olympia-Attentats „beschämend“

Frank-Walter Steinmeier hat den israelischen Staatsgast im Schloss Bellevue empfangen. Beide werden am morgigen Gedenken zum Olympia-Attentat 1972 teilnehmen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den israelischen Staatspräsidenten Izchak Herzog zu einem dreitägigen Staatsbesuch in Deutschland empfangen. Steinmeier begrüßte Herzog und dessen Ehefrau Michal am Sonntag mit militärischen Ehren im Schloss Bellevue in Berlin. An der Zeremonie im Amtssitz des Bundespräsidenten nahm auch Steinmeiers Ehefrau Elke Büdenbender teil.

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Am Montag wollte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) den Staatsgast empfangen. Anschließend war ein Gang Herzogs mit der Regierenden Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey (SPD), durch das Brandenburger Tor geplant. Am Nachmittag wird das Ehepaar Herzog zur Gedenkveranstaltung zum 50. Jahrestag des Anschlags auf israelische Sportler bei den Olympischen Spielen 1972 auf dem Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck bei München erwartet. An dem Gedenken nimmt neben Hinterbliebenen der Opfer auch Bundespräsident Steinmeier teil.

Die Bundesregierung hatte sich mit den Hinterbliebenen nach jahrzehntelangem Streit kurz vor dem Jahrestag auf eine Entschädigungsleistung in Höhe von 28 Millionen Euro geeinigt. Damit war ein Eklat bei der Gedenkveranstaltung vermieden worden - längere Zeit war unklar, ob die Hinterbliebenen und Herzog daran teilnehmen. Der israelische Präsident lobte auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in diesem Zusammenhang insbesondere den Einsatz Steinmeiers.

Bei dem gemeinsamen Gedenken am Montag in Fürstenfeldbruck werde er sich auch zu dem „Verdrängen, dem Vergessen und der Fehleinschätzung“ von damals äußern, sagte Steinmeier. „Dass das 50 Jahre gedauert hat, ist in der Tat beschämend“, betonte der Bundespräsident.

Entschuldigung von Steinmeier erwartet

„Mir ist sehr bewusst, dass mit der dreifachen Verständigung - Anerkennen eines Teils der Verantwortung, Kompensation und Historikerkommission - natürlich nicht alle Wunden geheilt werden können, aber wir dürfen optimistisch sein, dass wir über diese Verständigung wieder zueinander finden und dies kein Fall bleibt, der die deutsch-israelischen Beziehungen für die Gegenwart oder Zukunft belastet“, sagte Steinmeier.

Herzog erinnerte daran, dass sich die israelischen Familien der Hinterbliebenen jahrzehntelang vergeblich bemüht hätten, das Thema vorzubringen. Er hoffe, dass nun „die Historiker der Wirklichkeit ins Gesicht schauen und unsere Beziehungen dadurch gesünder werden“. Es gelte nun, „menschliches Verhalten zu prüfen, mit dem Schmerz und den Fehlern auseinanderzusetzen und daraus für künftige Generationen zu lernen“.

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Am 5. September 1972 hatten palästinensische Terroristen bei den Olympischen Spielen in München die israelische Mannschaft überfallen. Elf Mitglieder des Teams und ein Polizist wurden getötet, die meisten von ihnen bei der misslungenen Befreiungsaktion der Polizei am Fliegerhorst Fürstenfeldbruck. Die Sicherheitsvorkehrungen galten als mangelhaft.

Von Steinmeier wird erwartet, dass er sich bei der Gedenkveranstaltung zur deutschen Verantwortung für die Ereignisse bekennen und die Hinterbliebenen um Entschuldigung bitten wird. (dpa/AFP)

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