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Traumatisches Erlebnis. Für Mieter und Wohnungseigentümer ist der Einbruch in die Privaträume oft ein Schock. Ein wenig tröstet, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche deutlich sinkt

© imago/Schöning

Exklusiv

Starker Rückgang bei Wohnungseinbrüchen: Coronakrise bremst Räuber und Diebe

2020 registrierte die Polizei fast 14 Prozent weniger Einbrüche in Wohnungen. Auch die Gesamtzahl der Straftaten in Deutschland ging zurück.

Von Frank Jansen

Die Coronakrise scheint den Rückgang von Wohnungseinbrüchen zu beschleunigen. Nach Informationen des Tagesspiegels sank die Zahl im vergangenen Jahr um fast 14 Prozent auf 75.023 Fälle. 2019 hatte die Polizei insgesamt 87.145 „Wohnungseinbruchsdiebstähle“ festgestellt. Das war bereits eine Abnahme um mehr als zehn Prozent. Mit dem Minus von 2020 hat sich die Zahl nun sogar innerhalb von fünf Jahren halbiert. Für 2016 hatte die Polizei 151.265 Wohnungseinbrüche gemeldet.

Die neuen Zahlen stehen in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für 2020. Den Bericht werden Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und der Präsident des Bundeskriminalamts, Holger Münch, diesen Donnerstag der Öffentlichkeit vorstellen.

Rückgang der Summe aller Delikte um rund 100 000 Fälle

Die Gesamtzahl aller Straftaten sank auch, aber nicht so drastisch. Sicherheitskreise sprechen von einem Rückgang der Delikte bundesweit um etwas mehr als zwei Prozent. Da die Polizei 2019 insgesamt 5,4 Millionen Delikte gemeldet hatte, sind es nun rund 100.000 weniger.
Einen deutlichen Anstieg gab es allerdings bei der Kriminalität von Extremisten. Auch hier scheint die Coronakrise einen Trend zu beschleunigen, allerdings ins Negative. Das Bundesinnenministerium hatte im März, wie berichtet, nach vorläufigen Erkenntnissen mehr als 44.000 Delikte und damit den höchsten Stand seit 2001 vermeldet. Vor 20 Jahren hatte die Polizei das Erfassungssystem „Politisch motivierte Kriminalität (PMK)“ eingeführt.

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Zum traurigen Rekord führten unter anderem der Anstieg bei rechten Delikten um mehr als 1000 auf mindestens 23.400 und der höchste Stand seit 2001 bei linken Straftaten (knapp 11.000). Gewaltdelikte von Autonomen und anderen Linksextremisten nahmen sogar gegenüber 2019 um rund 50 Prozent auf 1570 Fälle zu. Einen Höchststand innerhalb von 20 Jahren gab es auch bei antisemitischen Straftaten (2322).

Antisemitische Hetze nimmt weiter zu

Als eine Ursache für die beunruhigende Zunahme politisch motivierter Kriminalität 2020 gilt in den Sicherheitsbehörden die wachsende Aggressivität rechter und anderer Coronaleugner bei Demonstrationen. Nahezu regelmäßig werden Polizisten, Journalisten und Gegendemonstranten attackiert. Außerdem grassiert in den Verschwörungstheorien von Coronaleugnern und Impfgegnern antisemitische Hetze. Der sprunghafte Anstieg linksradikaler Militanz ist aus Sicht von Sicherheitskreisen unter anderem auf gewalttätige Proteste gegen die Aufläufe der Coronaleugner zurückzuführen. Verwiesen wird zudem auf die fortschreitende Radikalisierung regionaler linksextremistischer Szenen, vor allem in Leipzig, Berlin und Hamburg.

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