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Stasi-Kontakt: Wallraff-Anwalt wiegelt ab

Dänische Geheimdienstakten legen einen Kontakt von Günter Wallraff mit der Stasi nahe. Die Aussagen seiner damalige Freundin Britt Edwall stützen die Version. Doch für den Anwalt Wallraffs spielt die Wortmeldung Edwalls keine Rolle.

Die Anschuldigungen gegen Günter Wallraff, er habe Kontakt mit der Stasi gehabt, scheinen durch Geheimdienstprotokolle und die Aussagen von Wallraffs damaliger Freundin erhärtet. Doch für Wallraffs Anwalt spielt Edwalls Wortmeldung keine Rolle. "Das sind ihre Erinnerungen. Wallraffs Erinnerungen sind anders." Entscheidend sei, dass Wallraff nicht gewusst habe, dass Heinz Gundlach offenbar bei der Stasi war. Als Wallraff Edwall zum Schweigen aufforderte, habe er sie lediglich vor "Sensationsjournalisten" warnen wollen, die sie "instrumentalisieren" könnten.

Die von dem Politologen Helmut Müller-Enbergs und dem Historiker Thomas Wegener Friis vor einer Woche veröffentlichten Informationen des dänischen Geheimdienstes warfen ein neues Licht auf ein Treffen des Journalisten, Buchautors und Filmemachers Günter Wallraff ("Ganz Unten") mit dem mutmaßlichen Stasi-IM Heinz Gundlach.

Wallraff hatte in einer Gerichtsverhandlung, in der er sich dagegen wehrte als Stasi-IM bezeichnet zu werden, durch seinen Anwalt vortragen lassen, sein Treffen mit Gundlach, der bei der Stasi als IM Friedhelm registriert war, habe im Beisein seiner damaligen Freundin Britt Edwall und dem dänischen Journalisten Nils Ufer stattgefunden. Sein Anwalt, Helmuth Jipp, sagte Tagesspiegel Online in der letzten Woche, Günter Wallraff halte an dieser Erinnerung an das vor über 40 Jahren geschehene Treffen fest.

Nils Ufer ist 1993 verstorben. Edwall, die in Schweden lebt, meldete sich jedoch nun zu Wort. "Ich war bei keinem Treffen mit einem deutschen Mann in Kopenhagen mit dabei. Das schwöre ich", sagte sie der dänischen Zeitung "Information". Zudem erinnert sich Edwall daran, dass Wallraff ihr von einem deutschen Mann erzählte, mit dem er sich in Kopenhagen getroffen habe. "Wenn das derselbe Mann ist, dann sagte Günter zu mir, dass ich über ihn mit niemanden sprechen solle", sagte Edwall dem Journalisten. Wallraff habe ihr zudem erzählt, dass der Mann wegen ihm im Gefängnis säße.

Gundlach war auf seiner Rückreise aus Kopenhagen am Hamburger Flughafen wegen gefälschter Ausweispapiere verhaftet worden.

Mit Edwalls Äußerungen konfrontiert, sagte Wallraff der dänischen Zeitung: "Es ist wie Kaffee, den man immer wieder aufbrüht, und der wird immer dünner." Für ihn spiele es keine Rolle, wie viele Personen bei dem Treffen anwesend waren: "Man kann auch zu viert konspirative Gespräche führen." Auf die Frage, ob er an seiner Erinnerung festhalte, sagte Wallraff: "Ich würde es nicht beschwören können. Ich habe es aber so in meiner subjektiven Erinnerung." Auch könne er nicht sagen, ob er seine ehemalige Freundin zur Geheimhaltung über das Treffen aufgefordert habe.

Stephanie Kirchner

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