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Stasi-Mitarbeit: Kurras verriet auch Überläufer

Der West-Berliner Polizist und Ohnesorg-Todesschütze Karl-Heinz Kurras hat als Stasi-Agent erheblichen Schaden angerichtet.

Nach Informationen des Magazins "Spiegel" lieferte Kurras von 1955 bis 1967 dem DDR-Ministerium für Staatssicherheit Hunderte von brisanten Berichten, darunter 24 Informationen über festgenommene Spione der Stasi, und verriet mehrere Überläufer. Kurras habe Details über mindestens fünf „desertierte MfS-Angehörige“ verraten. Zu ihnen gehörte laut Magazin im Januar 1967 der 22 Jahre alte Bernd Ohnesorge. Der West-Berliner hatte unter dem Decknamen „Urban“ für die Stasi spioniert, sich aber dann dem britischen Geheimdienst offenbart, der jedoch die Kriminalpolizei informierte. Kurras habe den Überläufer bei der Stasi gemeldet und die Ermittlungen gegen ihn geführt, heißt es weiter in dem Bericht.

Als Ohnesorge 1984 in Bulgarien wegen Spionage für die CIA verhaftet worden sei, habe sich der bulgarische Geheimdienst bei der Stasi erkundigt. Diese habe den Bulgaren – offenbar gestützt auf die Berichte von Kurras – erklärt, dass Ohnesorge bereits 1967 wegen „Dekonspiration und Unehrlichkeit“ abgeschaltet worden sei. Daraufhin sei der Agent von einem geheimen Militärtribunal wegen Spionage zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt worden und im Dezember 1987 dort gestorben. Nach bulgarischen Angaben soll er sich selbst verbrannt haben. Die Schwester des Agenten sei – ebenfalls aufgrund von Kurras-Berichten – von einem Ost-Berliner Gericht unter anderem wegen Staatsverleumdung zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Den Studenten Benno Ohnesorg hatte Kurras 1967 bei einer Anti-Schah-Demonstration in Berlin erschossen. (ddp)

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