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Statistiken: Zur Lage der Nation

Die Deutschen lieben Zeltplätze, Bücher und Biomüll - und im Saarland gibt es die wenigsten Luxushotels. Ein Versuch, dem Zustand der Gesellschaft jenseits der üblichen Trends auf die Spur zu kommen.

Wie ist die Lage der Nation? Dafür wurden 2007 – wie jedes Jahr – zahlreiche Indikatoren untersucht: Wirtschaftswachstum, sinkende Arbeitslosenzahlen, steigende Geburtenraten. Hier ein Versuch, dem Zustand der Gesellschaft jenseits der üblichen Trends auf die Spur zu kommen.

Bildungskluft

In Deutschland gibt es nahezu genauso viele Analphabeten wie Akademiker. Nach Schätzungen des Bundesverbandes Alphabetisierung und Grundbildung können über vier Millionen erwachsene Bundesbürger nicht richtig lesen und schreiben. Manche von ihnen kennen zwar die einzelnen Buchstaben, können aber dennoch nicht lesen. Andere verstehen leichte Texte, haben jedoch massive Probleme beim Schreiben. Gleichzeitig verzeichnete das Statistische Bundesamt im vorangegangenen Jahr 4 663 000 Menschen mit einem Hochschulabsschluss. Die Akademikerdichte ist mit mehr als 13 Prozent in Berlin am höchsten, und mit 4,5 Prozent in Sachsen-Anhalt am niedrigsten.

Nicht alles abbaubar

In deutschen Haushalten sind 2006 über vier Millionen Tonnen Abfall in der Biotonne gelandet. Im restlichen Hausmüll sammelten sich mit 14 Millionen Tonnen mehr als dreimal so viel. Getrennt entsorgt wurden zwölf Millionen Tonnen Glas, wiederverwertbare Verpackungen und Papier. Die Mengen radioaktiven Abfalls sind wesentlich geringer, wenn auch ungleich beständiger: Derzeit lagern in Deutschland rund 3600 Tonnen hochradioaktiven Abfalls, das meiste davon im Zwischenlager in Gorleben. Dieser wird noch Millionen Jahre strahlungsaktiv bleiben.


Volkssport

Mehr als sechs Millionen Deutsche sind Mitglied in einem Fußballverein, aktive Golfer gibt es dagegen nur etwas mehr als eine halbe Million. Die höchste Golferdichte weisen Hamburg und Schleswig-Holstein auf, am wenigsten Golfer pro Einwohner gibt es in Sachsen-Anhalt. Auch das Wandern scheint des Deutschen Lust zu sein. Sie können sich in Deutschland geschätzte 300 000 Kilometer Wanderwege erlaufen.


Die gute Stube

In 452 000 deutschen Haushalten müssen noch Kohlen geschleppt werden, damit es wohlig warm wird. Zentralheizung haben dagegen mehr als 24 Millionen Wohnungen hierzulande. Gleichzeitig gibt es bereits mehr als eine Million Haushalte, die mit Sonnenenergie heizen und ihr Warmwasser erwärmen. Rund 150 000 Haushalte gewinnen durch eine Solaranlage ihren Strom.

Wie man sich bettet

In Deutschland gibt es 2669 Campingplätze, aber nur 151 Fünf-Sterne-Hotels. Am meisten Auswahl haben Liebhaber von Zelten oder Wohnwagen mit 423 Campingplätzen in Bayern. Berlin hat immerhin fünf Plätze, Bremen nur einen. Die meisten Fünf-Sterne-Hotels gibt es mit 30 ebenfalls in Bayern, das Saarland hat nur ein Hotel der obersten Kategorie.


Die Häuser Gottes

Rund 24 500 katholische Kirchen stehen im Bundesgebiet. Evangelische Gotteshäuser gibt es weniger, nämlich ungefähr 21 000. Die Anzahl der Moscheen und Moscheenräume wird insgesamt auf 2000 geschätzt. Räume, in denen regelmäßig ein jüdischer Gottesdienst gefeiert wird, gibt es nach Schätzung des Zentralrates der Juden lediglich 120.

Lesen statt zocken

2007 sind in deutschen Verlagen fast 100 000 Buchtitel neu erschienen. Dagegen sind nur 2607 neue Computerspiele auf den deutschen Markt gekommen. Den Umsatz mit Büchern schätzt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels für 2006 auf 9,3 Milliarden Euro, bei Computerspielen geht die Gesellschaft für Konsumforschung lediglich von 1,1 Milliarden Euro aus.

Unters Messer

Im abgelaufenen Jahr haben sich nach Schätzung der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie mehr als 200 000 Deutsche aus ästhetischen Gründen operieren lassen. Sie ließen sich Fett absaugen oder auch Brust, Nase, Bauch korrigieren. Das sind wesentlich mehr Menschen als diejenigen, die sich zum Beispiel wegen ihres Blinddarms (rund 90 000) oder wegen Durchblutungsstörungen ihrer Herzkranzgefäße (rund 50 000) unters Messer legen mussten.

Extreme

Im vergangenen Jahr haben die Verfassungsschützer 182 rechtsextreme und 126 linksextreme Gruppen beobachtet. Außerdem waren 28 Gruppen mit Islamismuspotenzial im Visier des Geheimsdienstes.

In die Tasche

Im Jahr 2006 hat die Polizei mehr als 400000 Ladendiebstähle erfasst. Dagegen sind weniger als 100 000 Fälle der Wirtschaftskriminalität bekannt geworden. Dennoch ist der Schaden durch Betrug, Insolvenzstraftaten und ähnliche Wirtschaftsdelikte mit 4,3 Milliarden Euro ungleich höher als die 26 Millionen Euro Schaden durch Ladendiebstähle. In beiden Fällen schätzt das Bundeskriminalamt die Dunkelziffer als hoch ein.

Ute Zauft

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