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Statistisches Bundesamt: Armutsgefahr in Deutschland gestiegen

Vor allem Jüngere und Alleinerziehende sind armutsgefährdet. In Berlin stieg die Quote aller Gefährdeten deutschlandweit am meisten an.

Die Gefahr zu verarmen, ist im vergangenen Jahr deutschlandweit gestiegen. Das geht aus Zahlen hervor, die das Statistische Bundesamt am Donnerstag präsentierte. Demnach stieg die sogenannte Armutsgefährdungsquote 2011 im Vorjahresvergleich um 0,6 Prozentpunkte auf 15,1 Prozent. Zuvor war sie von 2009 auf 2010 um 0,1 Prozentpunkte gefallen. Besonders hoch war die Quote mit 22,3 beziehungsweise 22,2 Prozent in Bremen und Mecklenburg-Vorpommern. Den höchsten Anstieg gab es in Berlin mit 1,9 Prozentpunkten.

Laut Europäischer Union gelten Menschen als armutsgefährdet, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung haben. In Deutschland galt 2011 somit als armutsgefährdet, wer weniger als 848 Euro im Monat verdiente, ohne davon Kinder oder Partner versorgen zu müssen.

Einige Gruppen sind indes mehr betroffen als andere. So stieg die Armutsgefährdung für Menschen über 65 Jahre um einen Prozentpunkt auf 13,3 Prozent, mehr als bei jeder anderen Altersgruppe. Am höchsten ist die Gefahr, arm zu werden, allerdings bei den Jungen zwischen 18 und 25 Jahren: Hier liegt die Gefährdungsquote bei 23,4 Prozent.

Die ohnehin hohe Gefährdung von Alleinerziehenden stieg überproportional an – um 3,7 Prozentpunkte auf 42,3 Prozent. Ebenfalls überdurchschnittlich wuchs die Gefährdung bei Personen mit einem nach internationalem Erziehungsstandard niedrigen Bildungsniveau: Sie stieg von einem ohnehin hohen Stand von 27 Prozent um 1,8 Prozentpunkte – mehr als dreimal so viel wie die bei mittlerer und höherer Qualifizierung.

Die Zahlen für Berlin, das mit 21,1 Prozent die dritthöchste Quote aller Bundesländer hat, bestätigen den Bundestrend in vielen Punkten: So spiegelt der überdurchschnittlich hohe Anstieg der Gesamtgefährdungsquote die Entwicklungen in den Ballungsräumen wider – auch Hamburg (1,4 Prozent), Bremen und Nordrhein- Westfalen (je 1,2 Prozent) verzeichneten hohe Zuwächse.

So richtig erklären können sich Wirtschaftswissenschaftler die Entwicklung nicht. „Seit 2005 hat sich die Arbeitslosigkeit fast halbiert. Es ist überraschend, dass die Armutsgefährdungsquote bislang nicht darauf reagiert“, wundert sich Markus Grabka, Verteilungsforscher am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Einen möglichen Grund sieht er in der Zunahme „prekärer“ Beschäftigung. (mit dpa)

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