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In einem Seniorenheim betreut ein junger Mann im Rahmen seines Bundesfreiwilligendienstes einen älteren Herrn.

© Patrick Pleul/dpa

Statt Dienstpflicht: Jugendforscher empfielt Berufsorientierungsjahr

Der Berliner Jugendforscher Klaus Hurrelmann schlägt statt der aktuell diskutierten Dienstpflicht ein Berufsorientierungsjahr vor. Man brauche etwas, das jungen Leuten selbst auch einleuchtend sei.

In der Debatte um ein verpflichtendes Dienstjahr für junge Leute hat der Berliner Jugendforscher Klaus Hurrelmann ein verbindliches Berufsorientierungsjahr für Schulabgänger ins Spiel gebracht. Grundsätzlich finde er die Diskussion darüber, junge Leute nach Abschluss der Schulzeit auf gesellschaftliche, aber auch auf berufliche Aufgaben vorzubereiten, gut. „Es sollte allerdings etwas sein, das den jungen Leuten selbst auch einleuchtet und gefällt“, sagte Hurrelmann, Professor für Public Health and Education an der Hertie School of Governance, im Interview der „Welt“.

„Sie zu einem Pflichtdienst zu verdonnern, damit unsere Gesellschaft besser funktioniert, kommt bei ihnen nicht gut an“, fügte der Jugendforscher hinzu. Über die sogenannte Generation Z sagte der Mitautor der Shell-Jugendstudie: „Es ist eine ichbezogene, egoorientierte junge Generation, die aber bereit ist, sich einzubringen, wenn sie das Gefühl hat, es bringt auch ihr etwas.“ Sie müsse das Gefühl haben, „etwas zu tun, was für sie von echtem Vorteil ist. Wenn es gelingt, in ein solches Jahr eine gewisse Berufsvorbereitung und -orientierung mit einzubeziehen, dann wird das ein hoch interessantes Konzept.“

Viele junge Leute seien heute angesichts der Vielzahl der Studien- und Ausbildungsgänge bei der Berufswahl orientierungslos, so der Jugendforscher. Ein Orientierungsjahr könnte Entscheidungshilfe leisten. „Es müsste eine Art verbindliches Traineeprogramm sein, das so attraktiv ist, dass es dumm wäre, es auszuschlagen - weil es eine Pufferzeit bietet, die es den jungen Menschen erlaubt, sich auszuprobieren, Erfahrungen zu sammeln und ihre Persönlichkeit zu festigen“, so Hurrelmann. Einem solchen Programm müssten sich aber auch Unternehmen und internationale Organisationen öffnen, nicht nur die Sozialberufe und die Bundeswehr. „Diese Begrenzung ist nicht mehr zeitgemäß“, sagte Hurrelmann. „Die junge Generation ist extrem weltoffen. Auf dieser Stärke müssen wir aufbauen.“ (KNA)

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