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Sterbehilfe: Italiens Regierung und Staatsoberhaupt streiten wegen Komapatientin

Ganz Italien diskutiert über den Fall von Eluna Englaro, die seit 17 Jahren im Koma liegt. Nun erließ die Berlusconi-Regierung eine Notverordnung, die verhindern soll, dass ihre Apparate abgeschaltetet werden - doch Italiens Präsident verweigert die Unterschrift.

Im Fall der langjährigen Komapatientin Eluana Englaro ist in Italien ein Streit auf höchster politischer Ebene entbrannt. Staatspräsident Giorgio Napoletano verweigerte am Freitag laut einer Erklärung die Unterzeichnung einer von der Regierung Silvio Berlusconi erlassenen Notverordnung, mit der ein Abbruch der künstlichen Ernährung der Frau untersagt werden soll. Ohne die Unterschrift Napolitanos tritt das Dekret nicht in Kraft.

Er erkenne in der Angelegenheit Englaro nicht die "Dringlichkeit", die die Verabschiedung einer Notverordnung rechtfertige, schrieb Napolitano vor seiner Entscheidung laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa in einem Brief an Berlusconi. Der Regierungschef drohte seinerseits, im Fall der Unterschriftsverweigerung innerhalb von zwei bis drei Tagen ein Gesetz zu erlassen, das die Ärzte zur Fortsetzung der künstlichen Ernährung der seit 17 Jahren im Koma liegenden Patientin verpflichte.

Berlusconi, dessen Regierungskoalition in beiden Häusern des Parlaments über eine deutliche Mehrheit verfügt, sagte, er fürchte, sich der unterlassenen Hilfeleistung schuldig zu machen, falls er nicht alles unternehme, um den Tod eines Menschen abzuwenden. Er denke, er gebe das Empfinden des Großteils der Italiener wieder.

Eine Unmenge von Gerichtsentscheidungen

In Italien gibt es seit Monaten widersprüchliche Gerichtsentscheide zu dem Fall. Zuletzt hatte der Mailänder Verwaltungsgerichthof Ende Januar einen Verwaltungsbescheid aufgehoben, der dem Pflegepersonal die Beendigung der künstlichen Ernährung der heute 37-Jährigen verbot. Die lombardische Verwaltung hatte mit ihrem Bescheid eine Entscheidung des Mailänder Berufungsgerichts vom November ignoriert, wonach Englaro entsprechend dem Antrag ihres Vaters sterben dürfe. Beppino Englaro kämpft seit mehr als zehn Jahren dafür, dass seine Tochter nicht weiter künstlich am Leben erhalten wird. Am Dienstag wurde sie in eine Sterbeklinik in Udine verlegt.

Eluana Englaro war 1992 nach einem Autounfall ins Koma gefallen, so dass sie völlig von medizinischen Geräten abhängt. Ihr Fall bewegt ganz Italien. Während Englaros Vater vor unzähligen Gerichten für Sterbehilfe kämpfte, ist vor allem die katholische Kirche erbittert dagegen. (mhz/AFP)

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