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Politik: Steuerfahndung via Satellit

Griechenland nutzt das Internetportal Google Earth im Kampf gegen Kriminelle

Die Idee klingt pfiffig: Auf der Jagd nach Steuersündern, die ihre Swimmingpools nicht deklarieren, um ihren wahren Wohlstand zu verschleiern und Luxussteuern zu sparen, klicken sich griechische Steuerfahnder seit einiger Zeit bei Google Earth ein. Das Internetportal liefert gestochen scharfe Satellitenbilder, auf denen jedes private Schwimmbad gut zu erkennen ist, auch wenn es sich hinter einer dichten Hecke oder einer hohen Mauer versteckt.

Die ungewöhnliche Methode hatte Erfolg, anfangs zumindest. Beispiel: das Villenviertel Ekali im Norden der griechischen Hauptstadt Athen. Knapp 5500 Einwohner zählt die Gemeinde. 170 Hausbesitzer unter ihnen hatten in ihren Steuererklärungen ein Schwimmbad deklariert. Die Steuerfahnder zoomten sich bei Google Earth nach Ekali, zählten die blauen Punkte, die nichts anderes als Pools darstellen können, und kamen auf 425. Sie hatten mithin 255 ohne Baugenehmigung errichtete und nicht dem Finanzamt gemeldete Schwimmbäder entdeckt. Die Besitzer werden jetzt Besuch von der Steuerfahndung bekommen.

Aber damit ist die Geschichte nicht zu Ende. Google Earth hat kürzlich seine Satellitenbilder für Ekali aktualisiert. Und da staunten die Finanzbeamten nicht schlecht: Viele Pools waren spurlos verschwunden. Wo es auf früheren Fotos blau und türkis schimmerte, waren nun braune oder grüne Flächen zu sehen. Nachdem bereits vor einigen Monaten durch die griechische Presse gegangen war, dass die Steuerfahnder Satellitenbilder studieren, haben viele Pool-Besitzer offenbar schnell gehandelt. Manche spannten kurzerhand eine Plane über den Pool. Andere deckten die Schwimmbäder mit Holzbohlen ab, die sie mit Blumenkübeln oder künstlichem Rasen drapierten. Das hat natürlich den Nachteil, dass man das Schwimmbad nicht mehr benutzen kann. Manche spannten deshalb Tarnnetze, wie sie das Militär verwendet, in knapp zwei Metern Höhe über den Pools auf. Das macht sie für den Satelliten unsichtbar, erlaubt aber ein erfrischendes Bad.

Dimitris Georgakopoulos, der als Generalsekretär im Athener Finanzministerium für das Eintreiben der Steuern zuständig ist, kennt die Tricks. Er will deshalb im Schwimmbadkrieg jetzt größeres Geschütz auffahren: Ein Flugzeug mit speziellen Luftbildkameras soll den Fahndern noch detailliertere Aufnahmen von den Villenvierteln liefern, um auch die getarnten Pools aufzuspüren. Einen Sonderetat von 40 000 Euro hat Georgakopoulos dafür beantragt – ein Klacks im Vergleich zu den Millionen, die er mit der Schwimmbad-Fahndung zu kassieren hofft.

Ekali war nur der erste Streich. Als Nächstes wollen sich die Pool-Fahnder Villenvororte wie Kifissia und Politia vornehmen. Danach kommen die griechischen Inseln an die Reihe. Auch dort dürfte für den Fiskus viel zu holen sein.

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