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In den USA wird über die Besteuerung von Gutverdienern erbittert gestritten.

© Joe Raedle/Getty Images/AFP

Steuergerechtigkeit in den USA: Wenn der Chef weniger Steuern zahlt als die Sekretärin

Die Steuersätze für Milliardäre in den USA sind zuletzt immer weiter gefallen. Die Demokraten Sanders und Warren machen mit dem Thema Wahlkampf.

Höhere Steuern für Reiche - diese Forderung haben sich im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten die Bewerber Elizabeth Warren und Bernie Sanders auf die Fahne geschrieben. Wesentlich mitgewirkt an den Vermögensteuer-Konzepten der Exponenten des linken Parteiflügels haben zwei Franzosen, die Wirtschaftswissenschaftler Gabriel Zucman und Emmanuel Saez.

Milliardäre zahlen im Verhältnis weniger Steuern

In ihrem Buch "Der Triumph der Ungerechtigkeit" weisen Zucman und Saez auf die eklatant ungleiche Steuerlast in den USA hin: So haben US-Milliardäre mit durchschnittlich 23 Prozent einen geringeren effektiven Steuersatz als der Rest der Steuerzahler mit 28 Prozent. Dagegen sei das Steuersystem der USA vor Jahrzehnten noch eines der fortschrittlichsten gewesen - die Einkommensteuer stieg mit höherem Einkommen, heben die Franzosen hervor.

Ihr Buch macht Lösungsvorschläge, auf die der linke Flügel der US-Demokraten im Kandidatenrennen zurückgreift. Besonders großen Einfluss hatten die französischen Ökonomen dabei auf den Plan von Sanders, wie der 33-jährige Zucman sagt, der ebenso wie Saez an der Universität von Kalifornien in Berkeley lehrt

Bernie Sanders bei einer Wahlkampfveranstaltung in New Hampshire am 24. November 2019.
Bernie Sanders bei einer Wahlkampfveranstaltung in New Hampshire am 24. November 2019.

© Brian Snyder/ Reuters

"Macht mir einen Plan", habe Sanders sie gebeten, erzählt Zucman. Die Vorgabe des Senators sei dabei gewesen, "noch weiterzugehen" als Warren, die schon zuvor ihr Konzept für eine Reichensteuer vorgelegt hatte. Die Senatorin Warren dagegen "wusste, was sie wollte". Deren Plan erarbeitete im Kern ihr eigenes Team, die Franzosen steuerten aber laut Zucman ihre Expertise bei.

Trumps Steuersatz niedriger als der seiner Sekretärin

Zucman und Saez gehören zu einer ganzen Reihe französischer Ökonomen, deren Einfluss in den USA wächst. Zu dieser Riege zählen auch Esther Duflo vom Massachusetts Institute of Technology, die sich in diesem Jahr den Wirtschaftsnobelpreis mit anderen Preisträgern teilte, und Frankreichs Star-Ökonom Thomas Piketty, Autor des Erfolgsbuchs "Das Kapital im 21. Jahrhundert".

Die französischen Ökonomen sehen sich wie "Klempner", wie Duflo es beschrieben hat. "Ökonomen können erklären, wie man die Klempnerarbeiten kontrollieren kann, damit die Einkommensteuer richtig funktioniert." Derzeit hätten Persönlichkeiten wie US-Präsident Donald Trump, Amazon-Chef Jeff Bezos, Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und der Großinvestor Warren Buffett effektiv niedrigere Steuersätze als ihre Sekretärinnen.

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Die Steuerbelastung für die Reichen in den USA ist seit der Präsidentschaft von Ronald Reagan (1981-89) gesunken, während die Einkommensschere zwischen den Reichen und dem Rest der Bevölkerung in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter auseinander ging.

Die Professoren Emmanuel Saez (links) and Gabriel Zucman beraten sowohl Bernie Sanders wie auch Elizabeth Warren bezüglich ihrer Steuerpläne.
Die Professoren Emmanuel Saez (links) and Gabriel Zucman beraten sowohl Bernie Sanders wie auch Elizabeth Warren bezüglich ihrer Steuerpläne.

© Josh Edelson/ AFP

Beim Thema Steuergerechtigkeit waren die USA einmal vorbildlich

Wer Ungleichheit erforsche, für den seien die USA deshalb "der richtige Ort", sagt Saez, der sein Büro in Berkeley neben Zucman hat. In keinem anderen westlichen Land sei die Ungleichheit so stark gewachsen wie in den USA. In ihrem Buch führen die französischen Ökonomen aus, dass dies früher in den USA einmal ganz anders war.

1970 führten demnach die Reichsten mehr als die Hälfte ihres Einkommens an Steuern ab, doppelt so viel wie der Durchschnittsverdiener. "Diese traditionelle amerikanische Steuergerechtigkeit inspiriert uns", sagt Zucman. (AFP)

Julie Jammot

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