zum Hauptinhalt

Politik: Stimmung in Schweden kippt – Mehrheit für Atomkraft

Berlin - Die Schweden waren die Ersten, die sich dafür aussprachen, aus der Atomkraftnutzung auszusteigen – sechs Jahre vor dem Unglück von Tschernobyl per Volksabstimmung. Jetzt, wenige Tage bevor sich der Super-GAU am 26.

Berlin - Die Schweden waren die Ersten, die sich dafür aussprachen, aus der Atomkraftnutzung auszusteigen – sechs Jahre vor dem Unglück von Tschernobyl per Volksabstimmung. Jetzt, wenige Tage bevor sich der Super-GAU am 26. April zum 20. Mal jährt, kommen aus dem Norden überraschende Zahlen, wie die Zeitung „Svenska Dagbladet“ am Mittwoch berichtete: Erstmals seit der Volksabstimmung 1980 plädiert in einer Umfrage mehr als die Hälfte der Schweden dafür, die Atomenergie weiter zu nutzen, 17 Prozent der 3000 Befragten sind sogar der Meinung, sie solle ausgebaut werden. Für die vorzeitige Abschaltung der noch zehn Atomkraftwerke sind 33 Prozent. Zurzeit werden rund 50 Prozent des Stroms in Schweden durch Atomkraft erzeugt.

Die vom SOM-Institut an der Universität Göteborg seit der Tschernobyl-Katastrophe 1986 regelmäßig durchgeführten Umfragen hatten stets eine Mehrheit für den vom Reichstag beschlossenen, aber von der Regierung nie konkret festgelegten Ausstieg ergeben. 1999 und 2005 waren zwei Reaktoren stillgelegt worden. „Die Erklärung ist, dass wir seit Tschernobyl nie wieder einen ernsthaften Vorfall hatten“, erläutert SOM-Chef Sören Holmberg in der Zeitung den Stimmungsumschwung. Zudem habe niemand den Ausstieg wirklich vorangetrieben.

Sollte sich der Trend stabilisieren, stellt dies vor der Reichstagswahl im September für die sozialdemokratische Minderheitsregierung von Göran Persson ein Problem dar. Fast jeder zweite der sozialdemokratischen Wähler ist dafür, die Akws weiter zu nutzen. Perssons Partei will – wie die SPD – den Ausstieg umsetzen. Auch die Anhänger der die Persson-Regierung tolerierenden Partner sprechen sich für den Ausstieg aus: bei der Linkspartei 44 und bei den Grünen 69 Prozent. Im Herbst 2005 hatte die Regierung ein ehrgeiziges Ziel verkündet: Bis 2020 soll das Land nicht mehr auf Öl, Gas oder Kohle angewiesen sein. Dafür sollen die erneuerbaren Energien massiv gefördert werden.

In Deutschland hatten sich beim jüngsten Politbarometer von ZDF und Tagesspiegel 40 Prozent dafür offen gezeigt, die Akws noch einige Jahre länger laufen zu lassen, 55 Prozent wollen an dem beschlossenen Ausstieg aus der Atomkraft bis 2021 festhalten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false