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Politik: Stoiber stürzt ab, Merkel legt zu

Deutschlandtrend: Bei den Parteien wenig Bewegung, Schwarz-Gelb hätte knappe Mehrheit

Berlin - Drei Wochen vor der Bundestagswahl zeigt der Deutschlandtrend im Auftrag von ARD-Tagesthemen und Tagesspiegel weiterhin wenig Dynamik – im Gegensatz zur Wahl vor drei Jahren, als sich das Umfragebild innerhalb weniger Wochen noch erheblich verschob. Damals legte die SPD mit Bundeskanzler Gerhard Schröder – auch dank der dramatischen Flutbilder – in kurzer Zeit fünf Punkte auf 39 Prozent zu, die Union mit ihrem Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber fiel dagegen stetig ab – und lag in der Woche vor der Wahl sogar plötzlich hinter der SPD.

Solche deutlichen Ausschläge fehlen in diesem Jahr. Der Trend des Jahres 2005 ist seit Wochen konstant: Die Union liegt seit Anfang Juli bei 42 Prozent, die SPD lässt ihr Tief bei 27 Prozent von Juni/Juli nur langsam hinter sich und kommt nun auf 31 Prozent bei der so genannten Sonntagsfrage. Ihr Zuwachs korrespondiert mit einem stetigen Rückgang der Zustimmung für die Linkspartei: sie liegt bei neun Prozent, Mitte Juli waren es noch zwölf. Grüne (acht) und FDP (sieben) liegen ebenfalls konstant. Damit hätte Schwarz-Gelb 49 Prozent der Stimmen, was für eine knappe Mehrheit reichen würde – zumal bei der Wahl mit einigen Überhangmandaten für die CDU zu rechnen ist. Dabei ist die Wechselstimmung nach wie vor nicht ausgeprägt: 43 Prozent aller Befragten wünschen sich eine von der Union geführte Regierung, 38 Prozent eine mit der SPD an der Spitze.

Während bei den Parteien sich nur wenig Bewegung zeigt, sieht es bei der Bewertung der handelnden Personen ganz anders aus. CSU-Chef Stoiber ist nach den umstrittenen Äußerungen über Ostdeutsche in der Wertschätzung der Bürger dramatisch abgestürzt. Nur noch 29 Prozent sind mit ihm zufrieden – ein Minus von 13 Prozent gegenüber Anfang August. In den alten Ländern fällt er von 44 auf 32 Prozent. Im Osten kommt er nur noch auf eine Zustimmung von zwölf Prozent (minus 22).

Stoibers einzigartiger Absturz schadet dagegen Kanzlerkandidatin Angela Merkel nicht, ganz im Gegenteil: Sie holt nach ihren beiden Soloauftritten in ZDF und ARD im direkten Vergleich mit dem Kanzler deutlich auf – während Schröder verliert, aber noch vorne liegt. 47 Prozent würden sich bei einer Direktwahl für den Amtsinhaber entscheiden (minus vier). Merkel legt um fünf Punkte zu und hat nun 40 Prozent. Schröders Amtsbonus ist damit binnen einer Woche – und eine Woche vor dem direkten Rededuell der beiden – erheblich geschrumpft.

Dass die Situation anders ist als 2002 und ein Umschwung in letzter Minute immer weniger wahrscheinlich erscheint, zeigt noch ein anderes Ergebnis der Umfrage: Merkels Team wird mit 41 Prozent Zustimmung klar besser eingestuft als das des Kanzlers mit 31 Prozent. Vor drei Jahren war es noch umgekehrt: Schröders Regierungsmannschaft kam auf 50, die von Stoiber nur auf 34 Prozent. Allerdings sind die Befragten skeptisch, ob Merkels jüngste Personalie auch halten kann, was sie verspricht: Die vom designierten Finanzminister Paul Kirchhof propagierte Steuererklärung in zehn Minuten halten 26 Prozent für realistisch, 71 Prozent dagegen nicht.

Für den Deutschlandtrend im Auftrag von ARD-Tagesthemen und Tagesspiegel hat Infratest dimap am 23./24. August 1000 Bürger befragt.

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