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Politik: Stolz im roten Keller

Christoph Matschie will Thüringens SPD retten – nun droht Krach mit seinem Widersacher Dewes

Von Matthias Meisner

Berlin - Er gibt was auf. Christoph Matschie verzichtet auf seinen Posten als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, auch auf sein Bundestagsmandat – und alles, um für die Thüringer SPD zu kämpfen, die bei der Landtagswahl am Sonntag die herbste Niederlage ihrer Geschichte eingefahren hatte. Im Ergebnis: Die SPD-Fraktion im Bundestag verliert eine Stimme, weil ihr Matschies Überhangmandat fehlt. Und gut möglich ist, dass Edelgard Bulmahn einen Genossen aus Nordrhein-Westfalen als Nachfolger ins Haus bekommt – statt eines Ostdeutschen. Und was Erfurt angeht: Nicht mal da ist sicher, ob das Kalkül Matschies, der Spitzenkandidat bei der Landtagswahl war, aufgeht. Mit 14,5 Prozent hatte die Landespartei das zweitschlechteste Landtagswahlergebnis seit Kriegsende eingefahren – mieser schnitt nur 1999 die SPD in Sachsen ab.

Zwar will Matschie Landesvorsitzender in Thüringen bleiben und sich zum neuen Chef der Landtagsfraktion wählen lassen. Doch Richard Dewes, der Widersacher von Matschie in der Landes-SPD, gibt noch lange nicht Ruhe. Dewes, bis 1999 Innenminister in einer großen Koalition, ist Anhänger von Rot-Rot – und hatte Matschie nach der verlorenen Wahl vorgeworfen, diese Variante unnötig ausgeschlossen zu haben. Genossen zweifeln daran, dass Matschie die gesamte Landtagsfraktion hinter sich bringen wird. Wie die Stimmung im Herbst auf einem Landesparteitag sein wird, will erst recht niemand vorhersagen. Parteifreunde fragen sich, ob Matschie stark genug sein wird, Dewes im Landesvorstand „in die Knie zu zwingen“.

Seine Strategie im Wahlkampf verteidigt Matschie: „Ein Großteil der SPD- Wähler in Thüringen will eine Koalitionsoption mit der PDS.“ Kritiker fürchten neue Grabenkämpfe. Gemünzt auf Dewes erklärt Matschie, er wolle den „Spaltpilz“ in der SPD beseitigen. Dieser stehe „mit seinen Angriffen gegen mich am Rand dieser Partei“. Es gehe ihm darum, versichert Matschie, der SPD „den Stolz“ zurückzugeben.

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