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Politik: Straßenschlachten in Pakistan: Zusammenstöße zwischen Taliban-Anhängern und der Polizei

Anhänger des Taliban-Regimes in Afghanistan haben sich am Freitag in Pakistan Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Nach den Freitagsgebeten strömten in Peschawar, Islamabad und Lahore tausende Menschen auf die Straßen, um sich an den von radikalen Moslems ausgerufenen Demonstrationen zu beteiligen.

Anhänger des Taliban-Regimes in Afghanistan haben sich am Freitag in Pakistan Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Nach den Freitagsgebeten strömten in Peschawar, Islamabad und Lahore tausende Menschen auf die Straßen, um sich an den von radikalen Moslems ausgerufenen Demonstrationen zu beteiligen. Dabei wurden mindestens vier Menschen getötet. Märkte und Geschäfte blieben geschlossen, zumeist aus Angst vor neuer Gewalt. Radikale Gruppen hatten für Freitag zu landesweiten Streiks gegen mögliche US-Angriffe auf Afghanistan aufgefordert.

Zum Thema Online Spezial: Terror gegen Amerika Umfrage: Haben Sie Angst vor den Folgen des Attentats? Fotos: Die Ereignisse seit dem 11. September in Bildern Fahndung: Der Stand der Ermittlungen Osama bin Laden: Amerikas Staatsfeind Nummer 1 gilt als der Hauptverdächtige Chronologie: Die Anschlagserie gegen die USA Die moslemischen Extremisten in Pakistan hatten zu den Protesten aufgerufen, nachdem der pakistanische Militärmachthaber General Musharaf den USA seine Unterstützung bei der Suche nach den Hintermännern der Terroranschläge in New York und Washington angeboten hatte. US-Präsident George W. Bush hatte am Donnerstagabend in einer Rede an die Nation Osama bin Laden und dessen Terroristen-Netzwerk für die Terrorwelle verantwortlich gemacht. Von Afghanistan verlangte Bush die bedingungslose Auslieferung Bin Ladens.

In Peschawar zogen bis zu 10 000 Menschen in das Stadtzentrum. Sie riefen anti-amerikanische und anti-pakistanische Slogans und versammelten sich vor der größten Moschee der Stadt. Moslemführer hielten dort Reden, in denen sie bin Laden und den Taliban ihre Unterstützung zusicherten. Ein Stammesführer, Sabar Abdul Rehman, kündigte an, in seiner Region sollten die Preise für Gewehre von 8000 Rupien (262 Mark) auf 500 Rupien (16,90 Mark) gesenkt werden. "Ich lade die Amerikaner ein, damit sie selbst sehen können, was mit ihnen geschehen wird", sagte er. Es kam nicht zu Zusammenstößen mit der Polizei. Viele Geschäfte außerhalb der Stadt widersetzten sich dem Streikaufruf und öffneten.

In Karachi setzten die Beamten Tränengas gegen Demonstranten ein, die Steine auf Autos und Busse warfen und Straßensperren errichteten. Nach offiziellen Angaben wurden mindestens 70 Personen festgenommen. In einem anderen Stadtteil lieferten sich 500 afghanische Flüchtlinge Straßenschlachten mit der Polizei. Die Afghanen verbrannten Reifen und griffen Fahrzeuge auf den Straßen an.

In der Hauptstadt Islamabad blieben Schulen und Büros auf Anweisung der Regierung geschlossen. Während des Freitagsgebets in der Moschee Lal Masdschid warnten Geistliche Musharaf vor einer Zusammenarbeit mit den USA. "Das Land wird diese Entscheidung nicht akzeptieren und jede Kollaboration mit den Vereinigten Staaten ist Verrat", sagte der Prediger. Nach den Gebeten strömten 3000 Menschen auf die Straßen. Die Beteiligung an dem von radikalen Moslems ausgerufenen Streik galt als Stimmungsbarometer für Musharaf. Der afghanische Verteidigungsrat, eine Allianz aus 35 religiösen Gruppen, warnte, Musharafs Haltung werde das Land in einen Bürgerkrieg führen. Der Rat war vor mehreren Monaten eingerichtet worden, nachdem die Vereinten Nationen Sanktionen gegen das Taliban-Regime verhängt hatten.

Bei einem Besuch in Berlin bekräftigte der pakistanische Wissenschaftsminister Atta-ur-Rehman die Haltung seiner Regierung, den Vereinigten Staaten beizustehen. "Wir unterstützen Terrorismus in keiner Form", sagte er. Auch habe sein Land der ganzen Welt bewiesen, dass es vertrauenswürdig sei und sich nicht von Emotionen leiten lasse. Die fundamentalistischen Demonstranten in den Straßen seien lediglich kleine "laute Elemente". "In der Geschichte Pakistans haben religiöse Parteien niemals eine bedeutende Rolle gespielt", sagte der Minister. Allerdings dürfe es keine "Zufallsbombardierungen Afghanistans" geben. Die Masse der Afghanen seien keine Terroristen. In den vergangenen Jahren hätte die Bevölkerung genug gelitten, meinte Rehman.

maf

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