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Strauß-Prozess: Familie vor Gericht

Eine Gerichtsverhandlung wird zum Ausflug in die Biografie einer der wichtigsten Familien der jüngsten bayerischen Geschichte. Neue Erkenntnisse bringt das "Familientreffen" im Gerichtssaal nicht.

Augsburg - Nacheinander sagen Ex-Kultusministerin Monika Hohlmeier und ihr Bruder Franz Georg Strauß vor dem Landgericht Augsburg aus - im Steuerhinterziehungsprozess gegen ihren Bruder Max Josef Strauß. Dafür gewähren die Befragungen der Kinder von Franz Josef Strauß einen ungewöhnlichen Einblick in das Leben des früheren bayerischen Ministerpräsidenten und seiner Familie. Die beiden jüngeren Strauß-Kinder sprechen über die Ängste ihrer Mutter, den Umgangston in der Familie, den Freundeskreis des Vaters. Sie berichten, dass sie Franz Josef Strauß auf Auslandsreisen vor allem deswegen begleiteten, um ihm die Koffer zu packen, und erinnern sich, wie wichtig ihm eine gute Ausbildung der Kinder war.

Dem Vorsitzenden Richter Manfred Prexl geht es bei der Befragung vor allem darum, Klarheit über das Verhältnis der Familie Strauß zum Rüstungslobbyisten Karlheinz Schreiber zu bekommen. Denn in dem Prozess muss sich Max Strauß wegen angeblicher Schmiergeldzahlungen in Höhe von rund 2,6 Millionen Euro verantworten, die er von Schreiber für seine Vermittlung bei Fuchs-Spürpanzer- und Airbusgeschäften kassiert und nicht versteuert haben soll. Im Juli 2004 war er deshalb zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Der Bundesgerichtshof hob das Urteil auf und verwies das Verfahren zur Neuverhandlung nach Augsburg zurück.

Verhältnis zu Schreiber war "sehr getrübt"

Hohlmeier und Franz Georg Strauß müssen ausführlich schildern, wie es zum Kontakt ihres Vaters mit dem Rüstungslobbyisten kam, an welche Begegnungen sie sich erinnern. Beide sagen, sie wüssten nichts von Schmiergeldzahlungen an den älteren Bruder. Und beide widersprechen Angaben Schreibers, wonach der Rüstungslobbyist eng mit Franz Josef Strauß befreundet war. Zum engen Freundeskreis seines Vaters habe Schreiber "definitiv nicht" gehört, sagt Franz Georg. Und Hohlmeier betont später: "Er war nicht oft bei uns im Elternhaus". Vielmehr sei das Verhältnis "sehr getrübt" gewesen, als die Familie im Zuge einer von Schreiber vermittelten Investition in Kanada sehr viel Geld verloren habe.

Die Gründe für die Grundstücksgeschäfte der Familie Strauß in Kanada verraten viel über die politische Stimmung in der Bundesrepublik Ende der 70er Jahre. Franz Georg Strauß erinnert an die "extreme Bedrohungssituation" durch die RAF. Seine Mutter habe die Anlage in Immobilien im Ausland für richtig gehalten, um im Zweifelsfall die Koffer nehmen und gehen zu können. Und Hohlmeier berichtet, die Mutter habe "aufgrund ihrer Angst seit der 'Spiegel'-Affäre" und dem öffentlichen "Mobbing" immer versucht, einen Großteil ihres Erbes im Ausland anzulegen, um mit den Kindern weggehen zu können.

Bruder glaubt an Freispruch

Als "völligen Unsinn" bezeichnet Franz Georg Strauß Zeugenaussagen, sein Vater habe Max in den achtziger Jahren beim Geschäftsmann Schreiber gewissermaßen in die Lehre gegeben. "Schreiber hat nicht studiert. Er sollte nicht das Vorbild für meinen Bruder sein", betonte der 46-Jährige in einer Verhandlungspause. Er zeigte sich zuversichtlich, dass sein Bruder in der Neuauflage des Steuerhinterziehungsprozesses freigesprochen werde. Der "Vernichtungswille" und die "Lynchstimmung" wie im ersten Prozess seien in der Neuauflage nicht feststellbar. "Ich halte ihn für unschuldig, er hat nichts bekommen", betont Strauß. Auch Hohlmeier empfindet das Verfahren jetzt als "sehr sachlich", es herrsche nicht mehr "diese hämische Hetzstimmung" des ersten Prozesses. Ein Urteil wird frühestens für Herbst erwartet. (tso/ddp)

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